Leserbrief verfasst am 9.2., unverändert veröffentlicht am 14.2.2007 im Sebnitzer Lokalteil der "Sächsischen Zeitung"
Zum Umgang mit Geschichte in Hohnstein

Wie das Pendel zwischen politischer Abwicklung und Sachzwang wirkt, lässt sich gut am Beispiel des Umgangs mit der Burg Hohnstein illustrieren. Nach der politischen Wende kam es zur Abwicklung der Dauerausstellung in der Burg, dann entschied die für ihre Gleichsetzung von Faschismus und DDR bekannte sächsische Gedenkstättenstiftung, dass die Burg Hohnstein nicht förderwürdig sei. Im Jahr 2002 schließlich initiierten die VVN-BdA und die "Spurensucher" eine Aussprache mit den neuen Burgherren, dem Häuserwerk der Naturfreunde, die jedoch ergebnislos verlief. 

  Zwar fühlen sich die Naturfreunde Deutschlands gemäß ihrer Satzung dem demokratischen Sozialismus verpflichtet, heben ihre proletarische Herkunft hervor und verweisen in ihrer historischen Selbstdarstellung zu Recht darauf, dass sie in der Nazizeit verboten und verfolgt worden sind. So sei der "Stützpunkt der Naturfreundebergsteiger im Elbsandsteingebirge, das NFH Königstein, von der SA ebenso als KZ missbraucht (worden) wie manche andere Naturfreundehäuser", so das NF-Häuserwerk auf Ihrer Webseite. Die KZ-Ära ihrer eigenen Burg in Hohnstein hingegen wird nur ganz beiläufig erwähnt. Die Burgherren in Hohnstein setzen heute auf "Naturgenuss und Burgromantik".

Eine Ergänzung findet diese Verdrängung im Umgang der Stadt Hohnstein mit dem OdF-Ehrenmal vor der Burg. Die Lokalpolitik widmete es einfach um und machte aus ihm ein Mal zu Ehren staatsnaher Verfechter der Totalitarismustheorie.

René Senenko
Sprecher der Gruppe Grenzlos


Abb. links: 
Die neue Stele am OdF-Ehrenmal unterhalb der Burg Hohnstein
Foto SZ/ Zschiedrich