24.1.2008
Richard
Svoboda verstorben
In der Nacht vom 24. zum 25. Januar
2008 ist in Prag unser
Freund Richard Svoboda, nachdem er mehrere Tage über Unwohlsein geklagt hatte,
im Kreis seiner Angehörigen für immer eingeschlafen. Das teilte uns
soeben seine Enkelin Bianca Lipanska aus Prag mit.
Richard Svoboda wurde am 29. Juli 1923 in der Tschechoslowakei
geboren. Er hat, wie seine Kameraden aus dem Überlebenden-Verband der
ehemaligen Schwarzheide-Häftlinge, mehrere Konzentrationslager überlebt, auch
Auschwitz. Der Todesmarsch nach Theresienstadt blieb ihm wegen einer
Fußverletzung erspart.
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Als ab Mitte der 70er Jahre die
Schüler der AG "Junge Historiker" (später "Spurensucher")
Überlebende des Todesmarschs suchten, der die Heimatregion um Sebnitz
durchquert haben sollte, bekamen die jungen Leute Kontakt zu jenen ehemaligen
Schwarzheide-Häftlingen, die damals in der ČSSR lebten. Oft besuchten sie sich dann gegenseitig, meist aus Anlass von
Gedenkveranstaltungen. So kam es, dass Verbindung zu Richard
Svoboda und seinen überlebenden Kameraden nicht mehr abriss. Wie auch von
seinen Kameraden liegen im Archiv der Gruppe Grenzlos unzählige Briefe Richard Svobodas aus
drei Jahrzehnten, die diese rege Verbindung belegen. Man spürt bei der
Lektüre dieser Briefe, dass beide Seiten zwar politisch nicht immer
einer Meinung waren, aber ebenso ist die gegenseitige Achtung im Ton der Briefe nicht zu überhören. Bis 2007 bekleidete
Richard Svoboda das Amt des
Vorsitzenden des Prager Vereins der Schwarzheide-Überlebenden, bis ihn seine
Krankheit zwang, es an andere abzugeben. |
Unsere Zusammenarbeit mit Richard Svoboda als Vereinssitzenden der
Schwarzheide-Überlebenden war von seltener Verbindlichkeit. Was er einmal
zugesagt hatte, setzte er binnen kurzer Frist um. Darauf konnte man sich
verlassen. Sei es bei der Neuschaffung einer Gedenksäule für das Khaatal, sei
es bei Nachfragen an deutsche Behörden, wenn wir mit unseren Mitteln nicht
weiter kamen. Eine seiner letzten Projekte, die er in den Jahren vor seinem
Tod noch verwirklichen konnte, war die Herausgabe von
Friedrich Krals Erinnerungen an den Todesmarsch. Sie erschienen 2003 unter dem Titel "Der
Hungermarsch" in tschechischer, deutscher und englischer Sprache.
Richard Svoboda war gläubiger Jude. Er wird ganz in der Tradition seiner
Vorväter am 28. Januar auf dem Friedhof Prag-Olšany bestattet, der einzige
jüdische Friedhof Prags, wo noch Beisetzungen stattfinden und wo schon Kafka
seine letzte Ruhe gefunden hat... Adieu, Richard!
Text und Gestaltung: René Senenko
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