Dieses Projekt hat sich die
Aufgabe gestellt, Beiträge über Leben und Werk des böhmischen
Forschungsreisenden Thaddäus Peregrinus Xaverius Haenke (1761-1816) zu
veröffentlichen, um in geeigneter Weise das Andenken an den aufgeklärten
Forscher zu bewahren. Für diese Beiträge konnten Fachleute aus Spanien, aus den
USA, aus Österreich und Deutschland gewonnen werden, die mit ihren Arbeiten
zugleich den aktuellen Forschungsstand in der Haenke-Forschung repräsentieren.
Um ganze
zwei Stunden soll Haenke den spanischen Hafen Cádiz zu spät
erreicht haben, um sich der wissenschaftlichen
Weltumsegler-Mission Alejandro Malaspinas
anschließen zu können. Von Wien kommend war er 1789 durch das
revolutionäre Frankreich geeilt und hatte nach Wochen hastiger,
unbequemer Fahrt doch sein Ziel verfehlt. Aber Haenke ist nicht
aufzuhalten. Er schifft sich mit dem nächsten Segler nach
Argentinien ein, kann beim Kentern des Schiffes in der dortigen
LaPlata-Mündung nur wenige Habseligkeiten retten - und der
Strapazen nicht genug - muss er die Anden in Richtung Westen zu Fuß überqueren, um in Santiago
de Chile am 2. April 1790 doch noch glücklich zur Malaspina-Expedition zu stoßen. Fast nebenbei sammelte er
unterwegs durch Pampas und Anden mehrere tausend Pflanzen.
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T.P.X.
Haenke (1761-1816)
Haenke
in seinen letzten Lebensjahren.
Ölbild eines anonymen Künstlers in der Galerie
städtischer Honorationen des Rathauses
von Cochabamba (Bolivien) |
Haenke gilt heute als einer der großen
landeskundlichen Vorläufer Alexander von Humboldts
in Südamerika. Dieser aufgeklärte und äußerst vielseitige
Geist wirkte nicht nur als Botaniker, Forschungsreisender und Arzt.
Haenke hat in vielen Bereichen moderne Methoden eingeführt oder
weiterentwickelt. Er hat zur allseitigen Entwicklung der
LaPlata-Staaten, insb. auf dem Gebiet des heutigen Chile,
Peru und Bolivien, Beachtliches geleistet. So verhalf er der
Pockenimpfung zum Durchbruch, fand ein
Verfahren zur Umwandlung von Natron in Kalisalpeter und entdeckte für die
wissenschaftliche Botanik die größte Seerose
der Welt, die Victoria regia. Darüber hinaus war Haenke äußerst musikalisch.
Er spielte virtuos auf dem Cembalo und gab Musikkonzerte. Diese Begabung kam ihm
im Rahmen seiner ethnografischen Arbeiten - bei der Aufzeichnung indianischer
Gesänge - entgegen.
Da Haenke nicht die Mittel aufbrachte, um nach Europa zurückzukehren und seine
wissenschaftliche Ausbeute der Fachwelt zu unterbreiten, blieb er weitgehend
unbekannt. Bis heute. Das Projekt "Mit Böhmen zum Meer: Thaddäus Haenke"
möchte dazu beitragen, das Interesse an den vielseitigen Gelehrten zu
wecken.
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