Am 10. Dezember 2010 verstarb einer der letzten noch lebenden
österreichischen Spanienkämpfer 

Interbrigadist Josef Eisenbauer
(Beitrag veröffentlicht am 12. Dezember 2010)


Reinhardt Silbermann vom Verein "Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939" (KFSR, Sitz Berlin) teilte uns gestern mit:

"Unser Kamerad und Freiwilliger des Spanischen Bürgerkriegs Josef «Joschi» Eisenbauer ist am 10. Dezember 2010 verstorben. Joschi hat sein ganzens Leben lang gegen Faschismus und Krieg gekämpft, ein Arbeitersohn aus den Arbeitervierteln Wiens. Er war 1936 sofort bereit, seinen Klassenbrüdern in Spanien mit der Waffe beizustehen."

Josef Eisenbauer wurde am 15. April 1917 in Budapest geboren, war vom Beruf Schildermaler und wurde Mitglied der KPÖ. Im Januar 1937 ging er von Österreich aus nach Spanien und schloss sich den Internationalen Brigaden an. Dort kämpfte er in den Reihen
des Batallions "Tschapajew" in der XIII. Internationale Brigade und später im Bataillon "12. Februar" in der XI. Interbrigade.
1938 verwundet, evakuierte man ihn nach Frankreich. Dort blieb er bis 1939 im Camp de Gurs interniert. Danach gelangte er in die UdSSR und stellte sich als Antifa-Instrukteur in Kriegsgefangenenlagern zur Verfügung. Im Februar 1946 kehrte er nach Österreich zurück. Später pensioniert, gab er an Wiener Volkshochschulen Malkurse.

Fotos von links: Nach der Internierung im Camp de Gurs 1940 auf dem Weg  in die UdSSR: Josef Eisenbauer mit zwei Spanierinnen auf dem sowjetischen Schiff "Sibir". 2.v.l.: JE (links im Bild, mit Reinhardt Silbermann) als Zeitzeuge im Jahr 2009 bei Veranstaltungen in Hamburg und Bremen. 3.v.l.: JE beim Sommertreffen des KFSR im Jahr 2009 in Berlin. 4.v.l.: JE bei einer Demonstration auf dem Champs-Élysée, die anlässlich eines internationalen Treffens der Verbände, die sich in der Tradition der Interbrigaden sehen, Ende Mai 2010 in Paris stattfand. 5.v.l.: JE im Jahr 2010 am Grab von Kurt Julius Goldstein auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde.
© Fotos 2 und 3: Reinhardt Silbermann, Foto 4: unbekannt; Foto 5: Lena Carlebach.


Reinhardt Silbermann (Hamburg) erinnert sich an seine jüngsten Begegnungen mit Josef Eisenbauer: "Josef haben wir im Mai 2009 in Hamburg betreut und begleitet. Er war eingeladen als Zeitzeuge vom Instituto Cervantes anlässlich einer Veranstaltungsreihe vom 4. bis 8. Mai in Hamburg und Bremen, die unter dem Titel 'Zur Erinnerung an das Ende des spanischen Bürgerkriegs' stattfand. Josef trat u.a. als Zeitzeuge in Hamburg im überfüllten Kino 3001 auf und erzählte seine Lebensgeschichte. Im Foyer haben wir mit der Musikgruppe Pepperoni aus Hamburg spontan Spanienlieder und das berühmte Lied der Arbeiter von Wien gesungen. Er war überglücklich und fühlte sich pudelwohl in Hamburg. Das betonte er immer wieder. Dieses Jahr [2010] konnten wir ihm noch zum Geburtstag den Mitgliedsausweis der KP Spaniens überreichen, - er hatte seinen Ausweis im spanischen Bürgerkrieg verloren. Es waren Tage mit hautnahem Erleben der Kampfzeit Josefs. Er konnte wunderbar packend und bildhaft die Kämpfe jener Tage schildern. Leider verstarb er jetzt an den Spätfolgen seines vor über 70 Jahren erlittenen Bauchschusses."

Ein 54-minütiges
Radiointerview von freie-radios.net, das im Mai 2009 in Hamburg aufgezeichnet wurde, ist auf der Internetseite des KFSR www.spanienkaempfer.de oder bei freie-radios.net zugänglich. Dort schildert der ehemalige Interbrigadist Josef Eisenbauer seinen Weg zu den Interbrigaden, ebenso das darauf folgende Exil und seine Rückkehr nach Wien. Und alles in bestem Wienerisch. 

Reinhardt Silbermann sei für die Informationen und für die Überlassung der Fotos gedankt.

Die Redaktion