In Deutschland 1930 auf dem Filmindex

US-Verfilmung:
«Im Westen nichts Neues» 
(Beitrag veröffentlicht am 8. Dezember 2010)

Vor achtzig Jahren wird der von Erich Maria Remarque publizierte Roman "Im Westen nichts Neues" (1929) in den USA verfilmt. Auch wenn der Hollywood-Film wie im Roman die Kriegsgreuel zu sehr individualisiert und sie damit ihrer gesellschaftlichen Dimension beraubt, wird er als Antikriegsfilm wahrgenommen und erlebt einen sensationellen Zuspruch. Auch in Deutschland kommt der von Lewis Milestone gedrehte Streifen Ende November zunächst in die Kinos (allerdings gekürzt und nicht zugelassen für Jugendliche), wird aber am 21. Dezember von der Oberprüfstelle auf den Index gesetzt. Durch die von Goebbels inszenierten Krawalle spitzen sich die Auseinandersetzungen um den Film zu. Die Prüfstelle gibt nach und befindet, das Werk sei geeignet, die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu gefährden und das Ansehen Deutschlands herabzusetzen. Im Juni 1931 beantragt ein Filmverleih erneut die Zulassung der deutschen Filmversion. Die Filmprüfstelle Berlin erteilt am 8. Juni 1931 eine an Auflagen gebundene Genehmigung. Der Streifen dürfe - wiederum um einzelne Sequenzen gekürzt - nur in geschlossenen Vereinsveranstaltungen gezeigt werden, Jugendliche hätten weiterhin keinen Zutritt zu den Vorführungen. Das Amt bestätigt auf seine Art nur die unüberbrückbaren politischen Positionen zum Film. Denn der Reichsverband Deutscher Lichtspiel-Theaterbesitzer hatte im Dezember 1930 ohnehin beschlossen, den Film nicht zu zeigen. Am 2.9.1931 wird der Film dann freigegeben, allerdings zum Preis weiterer Schnitte. Nach der Machtübertragung an Hitler wird er sofort verboten, Remarque verlässt Deutschland und sein Roman geht an den Tagen der Bücherverbrennung in Flammen auf.  


Bilder aus der 1931 bei Rowohlt Berlin erschienenen Filmbroschur "Der Film Im Westen nichts Neues in Bildern", A5-Format, Fadenheftung, 128 S. Innenteil. Die 7 vergrößerbaren Scans sind entnommen dem Exemplar der Sammlung Lamszus im Archiv der Willi-Bredel-Gesellschaft Hamburg e.V. 

Erstellt von R. Senenko

Literatur zum Thema:
E.M. Remarque - Ein militanter Pazifist, Texte und Interviews 1929 - 1966
; hgg. von Thomas F. Schneider; Köln 1994
Der Fall Remarque / Im Westen nichts Neues - eine Dokumentation; hgg. von Bärbel Schrader; Reclam Leipzig 1992