Vor
achtzig Jahren wird der von Erich Maria Remarque publizierte Roman
"Im Westen nichts Neues" (1929) in den USA verfilmt. Auch wenn
der Hollywood-Film wie im Roman die Kriegsgreuel zu sehr
individualisiert und sie damit ihrer gesellschaftlichen Dimension
beraubt, wird er als Antikriegsfilm wahrgenommen und erlebt einen
sensationellen Zuspruch. Auch in Deutschland kommt der von Lewis
Milestone gedrehte Streifen Ende November zunächst in die Kinos (allerdings
gekürzt und nicht zugelassen für Jugendliche), wird aber am 21. Dezember von der
Oberprüfstelle auf den Index gesetzt. Durch die von Goebbels
inszenierten Krawalle spitzen sich die Auseinandersetzungen um den Film
zu. Die Prüfstelle gibt nach und befindet, das Werk sei geeignet, die
öffentliche Ordnung und Sicherheit zu gefährden und das Ansehen
Deutschlands herabzusetzen. Im Juni 1931 beantragt ein Filmverleih
erneut die Zulassung der deutschen Filmversion. Die Filmprüfstelle
Berlin erteilt am 8. Juni 1931 eine an Auflagen gebundene Genehmigung.
Der Streifen dürfe - wiederum um einzelne Sequenzen gekürzt - nur in geschlossenen Vereinsveranstaltungen gezeigt
werden, Jugendliche hätten weiterhin keinen Zutritt zu den Vorführungen.
Das Amt bestätigt auf seine Art nur die unüberbrückbaren
politischen Positionen zum Film. Denn der Reichsverband Deutscher
Lichtspiel-Theaterbesitzer hatte im Dezember 1930 ohnehin beschlossen,
den Film nicht zu zeigen. Am 2.9.1931 wird der Film dann freigegeben,
allerdings zum Preis weiterer Schnitte. Nach der Machtübertragung an
Hitler wird er sofort verboten, Remarque verlässt Deutschland und sein
Roman geht an den Tagen
der Bücherverbrennung in Flammen auf.
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Bilder aus der 1931 bei Rowohlt Berlin erschienenen
Filmbroschur "Der Film Im Westen nichts Neues in
Bildern", A5-Format, Fadenheftung, 128 S. Innenteil. Die 7 vergrößerbaren Scans sind entnommen dem Exemplar der
Sammlung Lamszus im Archiv der Willi-Bredel-Gesellschaft Hamburg
e.V. |
Erstellt von
R. Senenko
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