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«Fahnenflucht»
Von 18,2 Millionen deutschen Soldaten desertierten im Zweiten Weltkrieg 350.000 bis 400.000. Gegen 30.000 von ihnen verhängte die NS-Militärjustiz die
Todesstrafe. Vollstreckt wurde sie in etwa 23.000 Fällen.
In den letzten Kriegstagen wurde gegen „Fahnenflüchtige“ und
„Wehrkraftzersetzer“ kurzer Prozess gemacht. Während Nazi-Generäle
sich zu den westlichen Alliierten absetzen, hängte man die einfachen
Soldaten an Laternenpfähle oder erschoss sie.
Hamburg
Auch Hamburg spielte bei der Aburteilung und Hinrichtung der «Fahnenflüchtigen» und «Wehrkraftzersetzer» eine unrühmliche Rolle. In der Hansestadt wurden
mehrere Hundert Militärangehörige zum Tode verurteilt und am Truppenschießplatz am Höltigbaum in Rahlstedt erschossen. Zwei Drittel von ihnen waren Deserteure und «Wehrkraftzersetzer». Weitere vierzig Deserteure wurden im Innenhof des Untersuchungsgefängnisses Holstenglacis geköpft.
In Vorbereitung der im Januar und Februar 2013 im Hamburger Rathaus
gezeigten Ausstellung «Deserteure
und andere Verfolgte der NS-Militärjustiz - Die
Wehrmachtgerichtsbarkeit in Hamburg» haben die beiden Kuratoren
dieser Schau, Lars Skowronski und Dr. Magnus Koch, für Hamburg 227 Fälle von
Hinrichtungen namentlich ermitteln können. Von diesen 227 Opfern sind
mindestens 147 am Höltigbaum erschossen und 207 auf dem Friedhof
Ohlsdorf bestattet worden. Das "Bündnis Hamburger
Deserteursdenkmal" erinnert aber auch an Opfer der
NS-Militärjustiz, die aus Hamburg stammen, aber andernorts ihr Leben
lassen mussten. So hat das Bündnis für den in Dresden 1942
erschossenen Hamburger Wehrkraftzersetzer Erich Meyer an seinem letzten
Wohnort in Hamburg-Rothenburgsort die Verlegung eines Stolpersteins
angeregt. Der Stein wurde im Dezember 2015 verlegt.
Rehabilitierung
Bis auf den heutigen Tag erhielt kaum einer der überlebenden
Verurteilten und Angehörigen eine Entschädigung. Die Geste der politischen Rehabilitierung ließ mehr als ein halbes Jahrhundert auf sich warten.
Bereits in den 80er Jahren des 20. Jhs. gab es in Hamburg Initiativen, die an die Deserteure der
Wehrmacht erinnerten. 1990 gründete sich die «Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz», die sich für die politische
Rehabilitierung der Deserteure einsetzte, im Jahr 2002 hob der Deutsche Bundestag die
Wehrmachtsurteile an «Fahnenflüchtigen» auf, im Sommer 2009 machte in Hamburg die
Ausstellung «Was damals Recht war» auf das Thema aufmerksam. Die sogenannten
«Kriegsverräter»
rehabilitierte der Bundestag im Herbst 2009.
Und
die Bundeswehr?
Deutschland führt Krieg, wieder töten deutsche Soldaten.
Soldaten der Bundeswehr, wir fordern euch auf: Beteiligt euch nicht an
Kriegen, nicht an den jetzigen, nicht an den kommenden, nicht in
Afghanistan, nicht anderswo! Verweigert den Krieg!
«Bündnis für ein Hamburger
Deserteursdenkmal»
Unser im Sommer 2010 geschaffenes «Bündnis für ein
Hamburger Deserteursdenkmal» erinnert mit seinen Initiativen an
Menschen, die sich in der Zeit des Nationalsozialismus dem Wehrdienst
und der Kriegsteilnahme entzogen oder verweigert haben und dafür ihr
Leben ließen. Wir erinnern an die Helferinnen und Helfer, an die
couragierten Bürgerinnen und Bürger, die diesen Menschen zur Seite
standen und dafür die tödlichen Konsequenzen trugen.
Das Deserteursdenkmal
Seit seiner Gründung 2010 mahnte
das "Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal" eine dauerhafte Stätte
der Erinnerung an diese Opfer der NS-Militärjustiz an. Das Bündnis
schlug von Beginn an die Umgestaltung des sogenannten "76er
Ehrenmals" am Stephansplatz (landläufig Kriegsklotz genannt) im Sinne des Andenkens an die hingerichteten Deserteure vor. So wäre
zum einen die militaristische Botschaft des optisch sehr dominanten
Klotzes gebrochen, zum anderen seine äußere Gestalt dennoch
wiedererkennbar geblieben. Drittens wäre zugleich jener Deserteure und
"Wehrkraftzersetzer" gedacht worden, die durch den
kriegsverherrlichenden Wahn, in den der Kriegsklotz führen half, um ihr
Leben gebracht worden sind. Einen von der Kulturbehörde
ausgelobten Wettbewerb im Jahr 2014 gewann der Entwurf des Hamburger
Künstlers Volker Lang. Sein von ihm vorgeschlagener Pavillon, der Gegendenkmal und Gedenkstätte
zugleich sein will, wurde am 24.
November 2015 der Öffentlichkeit übergeben und machte aus dem Komplex
der drei Denkmäler einen "Gedenkort".
Dem Bündnis gehörten an (alphabetisch):
Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V. | Arbeitskreis Antirassismus der
Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Hamburg | Auschwitz-Komitee
in der Bundesrepublik Deutschland e.V. |
Bundesvereinigung
Opfer der NS-Militärjustiz e.V.
|
Comm
e.V. |
Chor
Hamburger GewerkschafterInnen |
Deutsche
Friedensgesellschaft - Internationale der Kriegsdienstgegner e.V. (DFG-IdK) | Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Gruppe Hamburg e.V. | Deutscher Freidenker-Verband LV Nord e.V. | Friedensinitiative
Bramfeld | Geschichtswerkstatt
St. Georg e.V. | Gruppe
Nord des Vereins Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939
e.V.
|
Hamburger Bündnis
gegen Rechts | Hamburger Forum für Völkerverständigung
und weltweite Abrüstung e.V. | Kuratorium Gedenkstätte Ernst Thälmann e.V. Hamburg | NaturFreunde
Landesverband Hamburg e.V. | Projektgruppe
für die vergessenen Opfer des NS-Regimes in Hamburg e.V. | Psychosoziale
Arbeit mit Verfolgten e.V. | Stadtteilkollektiv
Rotes Winterhude | Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten e.V. (VVN-BdA) Land Hamburg |
Willi-Bredel-Gesellschaft
Geschichtswerkstatt e.V. Hamburg.
Wie weiter? Aktuelle Aktivitäten
Einige Aktivitäten des "Bündnisses Hamburger
Deserteursdenkmal" sind im Hamburger Gedenkkalender zur Tradition
geworden. Der Kulturverein Olmo e. V. führt gemeinsam mit Vereinen des
einstigen Bündnisses das seit 2010 alljährlich im April praktizierte
"Gedenken am Höltigbaum" weiter, ebenso das alljährlich um den 1.
September herum durchgeführte Antikriegsfest, das seit 2010 unter
wechselnden Bezeichnungen ("Klotzfest", "Antikriegsfest am Dammtor" und
"Ludwig-Baumann-Fest") am 76er Kriegerdenkmal und (seit 2015) am
Deserteursdenkmal stattfand und weiterhin stattfindet.
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