Wir werden nie mehr antreten
auf einen Pfiff hin 
und Jawohl sagen 

auf ein Gebrüll.
  Wolfgang Borchert, 1947

 

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«Fahnenflucht» 

Von 18,2 Millionen deutschen Soldaten desertierten im Zweiten Weltkrieg 350.000 bis 400.000. Gegen 30.000 von ihnen verhängte die NS-Militärjustiz die Todesstrafe. Vollstreckt wurde sie in etwa 23.000 Fällen. In den letzten Kriegstagen wurde gegen „Fahnenflüchtige“ und „Wehrkraftzersetzer“ kurzer Prozess gemacht. Während Nazi-Generäle sich zu den westlichen Alliierten absetzen, hängte man die einfachen Soldaten an Laternenpfähle oder erschoss sie. 

Hamburg
Auch Hamburg spielte bei der Aburteilung und Hinrichtung der «Fahnenflüchtigen» und «Wehrkraftzersetzer» eine unrühmliche Rolle. In der Hansestadt wurden mehrere Hundert Militärangehörige zum Tode verurteilt und am Truppenschießplatz am Höltigbaum in Rahlstedt erschossen. Zwei Drittel von ihnen waren Deserteure und «Wehrkraftzersetzer». Weitere vierzig Deserteure wurden im Innenhof des Untersuchungsgefängnisses Holstenglacis geköpft. In Vorbereitung der im Januar und Februar 2013 im Hamburger Rathaus gezeigten Ausstellung «Deserteure und andere Verfolgte der NS-Militärjustiz - Die Wehrmachtgerichtsbarkeit in Hamburg» haben die beiden Kuratoren dieser Schau, Lars Skowronski und Dr. Magnus Koch, für Hamburg 227 Fälle von Hinrichtungen namentlich ermitteln können. Von diesen 227 Opfern sind mindestens 147 am Höltigbaum erschossen und 207 auf dem Friedhof Ohlsdorf bestattet worden. Das "Bündnis Hamburger Deserteursdenkmal" erinnert aber auch an Opfer der NS-Militärjustiz, die aus Hamburg stammen, aber andernorts ihr Leben lassen mussten. So hat das Bündnis für den in Dresden 1942 erschossenen Hamburger Wehrkraftzersetzer Erich Meyer an seinem letzten Wohnort in Hamburg-Rothenburgsort die Verlegung eines Stolpersteins angeregt. Der Stein wurde im Dezember 2015 verlegt.

Rehabilitierung
Bis auf den heutigen Tag erhielt kaum einer der überlebenden Verurteilten und Angehörigen eine Entschädigung. Die Geste der politischen Rehabilitierung ließ mehr als ein halbes Jahrhundert auf sich warten. 
Bereits in den 80er Jahren des 20. Jhs. gab es in Hamburg Initiativen, die an die Deserteure der Wehrmacht erinnerten. 1990 gründete sich die «Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz», die sich für die politische Rehabilitierung der Deserteure einsetzte, im Jahr 2002 hob der Deutsche Bundestag die Wehrmachtsurteile an «Fahnenflüchtigen» auf, im Sommer 2009 machte in Hamburg die Ausstellung «Was damals Recht war» auf das Thema aufmerksam. Die sogenannten «Kriegsverräter» rehabilitierte der Bundestag im Herbst 2009.


Und die Bundeswehr?
Deutschland führt Krieg, wieder töten deutsche Soldaten. Soldaten der Bundeswehr, wir fordern euch auf: Beteiligt euch nicht an Kriegen, nicht an den jetzigen, nicht an den kommenden, nicht in Afghanistan, nicht anderswo! Verweigert den Krieg!

«Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal» 
Unser im Sommer 2010 geschaffenes «Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal» erinnert mit seinen Initiativen an Menschen, die sich in der Zeit des Nationalsozialismus dem Wehrdienst und der Kriegsteilnahme entzogen oder verweigert haben und dafür ihr Leben ließen. Wir erinnern an die Helferinnen und Helfer, an die couragierten Bürgerinnen und Bürger, die diesen Menschen zur Seite standen und dafür die tödlichen Konsequenzen trugen. 

Das Deserteursdenkmal
Seit seiner Gründung 2010 mahnte das "Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal" eine dauerhafte Stätte der Erinnerung an diese Opfer der NS-Militärjustiz an. Das Bündnis schlug von Beginn an die Umgestaltung des sogenannten "76er Ehrenmals" am Stephansplatz (landläufig Kriegsklotz genannt) im Sinne des Andenkens an die hingerichteten Deserteure vor. So wäre zum einen die militaristische Botschaft des optisch sehr dominanten Klotzes gebrochen, zum anderen seine äußere Gestalt dennoch wiedererkennbar geblieben. Drittens wäre zugleich jener Deserteure und "Wehrkraftzersetzer" gedacht worden, die durch den kriegsverherrlichenden Wahn, in den der Kriegsklotz führen half, um ihr Leben gebracht worden sind. Einen von der Kulturbehörde ausgelobten Wettbewerb im Jahr 2014 gewann der Entwurf des Hamburger Künstlers Volker Lang. Sein von ihm vorgeschlagener Pavillon, der Gegendenkmal und Gedenkstätte zugleich sein will, wurde am 24. November 2015 der Öffentlichkeit übergeben und machte aus dem Komplex der drei Denkmäler einen "Gedenkort". 

Dem Bündnis gehören an (alphabetisch, Stand: Januar 2017): 
A
rbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V. | Arbeitskreis Antirassismus der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Hamburg |
Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. | Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V. | Comm e.V. | Chor Hamburger GewerkschafterInnen | Deutsche Friedensgesellschaft - Internationale der Kriegsdienstgegner e.V. (DFG-IdK) | Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Gruppe Hamburg e.V. | Deutscher Freidenker-Verband LV Nord e.V. | Friedensinitiative Bramfeld | Geschichtswerkstatt St. Georg e.V. | Gruppe Nord des Vereins Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939 e.V. | Hamburger Bündnis gegen Rechts | Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung e.V. | Kuratorium Gedenkstätte Ernst Thälmann e.V. Hamburg | NaturFreunde Landesverband Hamburg e.V. | Projektgruppe für die vergessenen Opfer des NS-Regimes in Hamburg e.V. | Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten e.V. | Stadtteilkollektiv Rotes Winterhude | Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. (VVN-BdA) Land Hamburg  |  Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e.V. Hamburg.

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