Die Verhüllungen 

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Es ist eine alte Weisheit: Verhüllen wir ein Objekt nur teilweise, so wecken wir beim Betrachtenden mehr Neugier und Begehrlichkeit, als wenn wir es nackt zeigen.  
Nun steht die Sache beim "Kriegsklotz" etwas anders. Sein nacktes Antlitz ist allgemein bekannt, ja so bekannt, dass kaum mehr jemand hinschaut. Das ist das Schicksal alltäglich geschauter Bauplastik.  

Wenn das "Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal" im Mai und Juni 2011 den Kriegsklotz nicht nur halb, sondern vollständig verhüllt hat, so wollte es damit nicht etwa die Neugier auf diese Kriegsplastik wecken, es wollte ihn überhaupt erst wieder sichtbar machen! Erschrocken sahen die Leute auf den Kriegsklotz, dessen Soldatenreliefs samt kriegsverherrlichendem Beiwerk nun verkleidet war. Wir mussten auch manchen Zuruf hören, der ohne die Verhüllung stumm geblieben wäre. So wies eine empörte 70jährige Passantin erregt auf den verhüllten Klotz und rief "Aber die sind doch für uns gefallen!" 

Der Kriegsklotz steht nicht allein. Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gibt es vor Ort ein Skulpturen-Ensemble des österreichischen Bildhauers und Kommunisten Alfred Hrdli
čka, das mit seiner Ausdruckskraft seinesgleiches in Norddeutschland sucht. Hamburg hat nichts Besseres. Und dennoch: Alfred Hrdličkas unvollendetes "Mahnmal gegen den Krieg" ist kein Gegenstück zum 76er Denkmal geworden, wie es geplant war. Der Kriegsklotz ist gefallenen Infanteristen des 1. Weltkriegs gewidmet, Alfred Hrdličkas Plastiken hingegen den Opfern des Bombenkrieges und den auf der "Cap Arcona" 1945 umgekommenen KZ-Häftlingen. Wo bezieht sich Hrdlička mit beiden Themen auf die Kriegsklotz-Geehrten? Wo ist der Zusammenhang? Ein Gegendenkmal zum Kriegsklotz ist das "Mahnmal gegen den Krieg" also nicht. 

Gelänge es, den Kriegsklotz im Sinne der Erinnerung an die in Hamburg hingerichteten mehreren Hundert Wehrmachtsdeserteure und "Wehrkraftzersetzer" des 2. Weltkriegs umzugestalten, wie es das "Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal" seit seiner Gründung 2010 vorschlägt, - der in Hamburgs Mitte gelegene Stephansplatz verwandelte sich in einen Platz gegen Krieg und Faschismus, in einen antimilitaristischen Ort!

Doch der von der Kulturbehörde ausgelobte Wettbewerb kürte einen Siegerentwurf, der den Kriegsklotz in seiner äußeren Gestalt unangetastet ließ... Zur Realisierung des Deserteursdenkmals im Jahr 2015 siehe "Anliegen"

 

  Fotos nko

siehe auch unseren Bildbericht zu den Verhüllungstagen im Jahr 2011

     ©senenko 2011