«Tag des offenen Denkmals» 

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Denkmaltag 9. September 2012 Ein Grabstein für Kurt Elvers! Zum "Tag des offenen Denkmals" weihten 56 Besucherinnen und Besucher auf dem "Ehrenfeld der Geschwister-Scholl-Stiftung" (Friedhof Ohlsdorf) mit roten Nelken einen Gedenk- und Grabstein für den mutigen Kunststudenten Kurt Elvers (1919-1945) ein. Der Hamburger war 1944 an der Kunsthochschule in Bremen wegen nazikritischer Äußerungen von Kommilitonen denunziert, vor einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und wenige Wochen vor Kriegsende in Hamburg am Höltigbaum hingerichtet worden. 
Flugblatt

   
Bevor in der Mittagsstunde die Steineinweihung für Kurt Elvers begann, lud die VVN-BdA zu einer Gedenkveranstaltung auf den Ehrenhain Hamburger Widerstandskämpfer ein. Auch hier stand heute die Erinnerung an die Deserteure der Wehrmacht im Vordergrund. Peter Schenzer, vielen bekannt aus der einstigen Rotdorn-Gruppe, sang Lieder zur Laute. Georg und Christiane Chodinski haben einige Bildeindrücke eingefangen. Das mittlere Bild zeigt den immernoch herrenlosen Sockel der vor einiger Zeit entwendeten Bronzefigur des Redners. Inzwischen werden für die Erneuerung der Statuette Spenden gesammelt.  


    
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung bei schönster Spätsommersonne von Uwe Levien, einem Urgestein der deutschen Ostermarschbewegung. Uwe Levien sang englisch- und deutschsprachige Songs der 60er Jahre zur Gitarre. Der Sänger gehörte in Hamburg bis 1963 der "College Skiffles Group"  an, mit der er die ersten Ostermärsche in Deutschland begleitete. Lange vor Wader, Süverkrüp und Fasia Jansen sang er für die Friedensbewegung. Heute ist Uwe Levien 72 Jahre alt und lebt in Langenhorn. 

   
Links: René Senenko von der Willi-Bredel-Gesellschaft moderierte die Veranstaltung, der Kölner Historiker Dr. Hans Hesse (Bilder rechts) stellte das Schicksal des mutigen Studenten vor und beantwortet die Frage, weshalb der Stein erst 67 Jahre nach dem Kriegsende hier errichtet werden konnte.  

   
Eine große Überraschung erlebten die Veranstalter, als ein ca. 85jähriger Mann sich als Jugendfreund von Kurt Elvers zu erkennen gab und sogar ein Fotoporträt des Geehrten vorzeigte. Der Eppendorfer Heinz-Günther Lange, so sein Name, berichtete am Mikrofon von Erlebnissen und Episoden mit Kurt Elvers. Beide wohnten sie in Eppendorf, reparierten Fahrräder und hörten verbotenen Jazz. 
Bild ganz rechts: Herr Lange zog - gemeinsam mit dem Historiker Hans Hesse - das Tuch vom Stein seines ermordeten Freundes. Die lange Suche von Dr. Hesse nach Menschen, die Kurt Elvers noch gekannt haben, und nach einem Foto des mutigen Studenten (dessen Aussehen bisher unbekannt war) hat doch zu einem - unerwarteten - Erfolg geführt. Vielleicht hat auch die Mopo, die vor einigen Tagen einen kleinen Aufruf nach Angehörigen und Fotos von Elvers veröffentlicht hatte, ein wenig dazu beigetragen. 

   
Rote Nelken für Kurt Elvers. -- Rechtes Bild: Ursula Suhling (Willi-Bredel-Gesellschaft) stellte zwei von ihr recherchierte Wehrkraftzersetzer vor, die auf dem Ehrenfeld ruhen. Die VVN-BdA Hamburg und die Willi-Bredel-Gesellschaft gaben gemeinsam mit den beiden Autorinnen (Ursula Suhling und Historikerin Ursel Hochmuth) im VSA-Verlag eine Dokumentation zum Ehrenfeld heraus. Fünf Jahre lang hat Ursula Suhling aus rund 1000 Akten im Hamburger Staatsarchiv die wichtigsten Daten der meisten hier geehrten Antifaschisten zusammengetragen. Eine großartige Leistung.  

 
Linkes Bild: Ursula Suhling und Holger Tilicki von der Willi-Bredel-Gesellschaft ehren Kurt Elvers.

 

Blumensprießender Soldatenhelm. Detlef Mielke von der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK) legte an Elvers' Gedenkstein eine Pflanzenschale aus Beton nieder, die er in einem Soldatenhelm gegossen hatte. Elvers hätte seine Freude an diesem Friedenshelm gehabt. 

Veranstalter: Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal und Willi-Bredel-Gesellschaft. 
Fotos Chodinski; Krützfeldt; Senenko; Tilicki

 

     ©senenko 2012