Sebnitz (DE) & Dolní Poustevna (CZ)    Seit April 2005    Zuletzt aktualisiert am 30. April 2019    Kontakt zur Redaktion


2006

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29.12.06 Sebnitzer Bürgermeister kündigt AG für Stolpersteine an 
Meldung der Sächsischen Zeitung (Sebnitz) vom 29.12.06: "Wie der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) mitteilt, möchte die Stadt für das Projekt 'Stolpersteine' eine Arbeitsgruppe bilden. Nach bisherigen Informationen sollen ihr Franz Irlich (Leiter des Heimatmuseums), der PDS-Stadtrat Reinhard Richter sowie Vertreter der Stadtverwaltung und des Freundeskreises Heimatmuseum angehören.
Laut Ruckh soll das Gremium prüfen, inwieweit es in Sebnitz Opfer des Nationalsozialismus gibt, an die man mit einem sogenannten Stolperstein im Gehwegpflaster erinnern könnte – oder ob eventuell auch andere Möglichkeiten des Gedenkens infrage kommen. Die Ergebnisse der Nachforschungen sollen bis zum 31. Dezember 2007 dem Stadtrat vorgelegt werden.
Die Sebnitzer Gruppe 'Grenzenlos' hatte vor einigen Wochen den Vorschlag gemacht, auch hier in der Stadt Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus zu verlegen, so wie es in vielen anderen deutschen Städten praktiziert wurde und wird." 
Interview der Sächsischen Zeitung (Sebnitz) am 20.12.06 mit R. Senenko zum Thema nach oben - to the top

November 06 Stolpersteine für Sebnitz
Die Gruppe Grenzlos wird noch in der November-Ratssitzung der Stadt Sebnitz einen Antrag zur Verlegung von "Stolpersteinen" für mindestens fünf Sebnitzer Jüdinnen und Juden einbringen, die von den Nazis zwischen 1942 und 1943 in den Tod geschickt worden sind. Sofern der Stadtrat seine Zustimmung erteilt wird die Gruppe zusammen mit anderen Partnern zu einer Spendensammlung und zur Übernahme von Patenschaften für einzelne Steine aufrufen, um die pflastersteingroßen, messingnen Gedenkplatten finanzieren zu können (je 95 Euro). Angefertigt werden die Messingplatten vom Kölner Künstler Gunter Demnig, der sie im Gehweg vor dem letzten Wohnsitz der Opfer auch verlegt  In 180 Gemeinden ganz Deutschlands hat der 59jährige Künstler seit 1993 bereits 8500 solcher Gedenksteine verlegt, vorwiegend für jüdische NS-Opfer, aber auch für ermordete Antifaschisten und Opfer der NS-Euthanasie. Näheres über das bundesweite Stolpersteinprojekt des Kölner Künstlers siehe unter www.Stolpersteine.com
Die Gruppe Grenzlos hofft, dass sich Sebnitzer Vereine, Schulklassen und Einwohner das Projekt zu eigen machen, selbst Nachforschungen über ehemalige Sebnitzer Juden und andere NS-Opfer aufnehmen und Patenschaften über einzelne Stolpersteine übernehmen. Die Gruppe geht davon aus, dass im Herbst 2007 oder im Januar 2008 die ersten Stolpersteine in Sebnitz eingeweiht werden können. 
Grundlage für die ersten Stolpersteine in Sebnitz könnte das von Herbert Bergmann und Manfred Schober vorgelegte Material "Juden in Sebnitz und ihr Schicksal" (Sebnitz 1999, 8 S., 50 Cent) sein, das im Sebnitzer Heimatmuseum erhältlich ist. Darin sind folgende Sebnitzer jüdische Opfer des Faschismus genannt: Frieda Hänsel (letzter Wohnsitz: Lange Str. 11, Tod 1943 im KZ Auschwitz), der Textilkaufmann Benno Lubranitzki und dessen Frau Gertrude (Lange Str. 1, beide wahrscheinlich 1942 bei Riga erschossen) sowie der Textilhändler Gustav Baruch und dessen Ehefrau Martha (Markt 15; Gustav B. 1942 und Martha B. 1943 in Theresienstadt umgekommen).
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31.8.06 »Die Infektion der Bosheit«. Über eine Ausstellung zur Vertreibung im Museum Děčín
Derzeit durchschwabbt Tschechien eine Welle des Antikommunismus, wie es wohl das Land, abgesehen von der Protektoratsära, noch nie erlebt hat. Politiker liefern die Stichworte, und Medien, Verlage, Museen u.a. beteiligen sich mit eigenen Beiträgen an den Kampagnen. Auch zwei neue Ausstellungen zeugen davon: Im ostböhmischen Kraliky läuft bis Jahresende die Ausstellung "Verbrechen des Kommunismus" und im Stadtmuseum Děčín war über zwei Monate (bis zum 31. August) eine aus 25 Schautafeln bestehende Ausstellung zum Thema Vertreibung zu sehen. Letztere ist eine von der "Föderation unabhängiger Schriftsteller" in Prag erstellte Wanderausstellung und trägt den Titel "Die Opfer der kommunistischen Macht im nordböhmischen Grenzgebiet in den Jahren 1945-1946". Das Novum an dieser Schau ist die plumpe Sichtweise auf die Vertreibung; lastet sie doch die Vertreibung der Sudetendeutschen pauschal den Kommunisten aus der Svobodaarmee an, "so als hätte man auf tschechischer Seite endlich eine Möglichkeit gefunden, eine Schuld einzugestehen und sie doch gleich weiterzuschieben an eine Gruppe, die heute im gesellschaftlichen Abseits steht" (Sächsische Zeitung 3.7.06). Die Ausstellungsmacher versuchen, vermittels eines holzschnittartigen, zuweilen sogar anachronistischen Geschichtsbildes die letztendliche Schuldfrage bei der Vertreibung neu zu stellen, ja glauben die Wurzel des Übels schon bei Karl Marx geortet zu haben. Auch hätten die Angehörigen der Svobodaarmee "aus der Sowjetunion die Infektion der Bosheit mitgebracht", heißt es im deutschsprachigen Ausstellungsheft. Museumsleiter Rosenkranc und Stadtarchivar Joza verteidigen diese Schau ausdrücklich.
Siehe auch den Beitrag von Joachim Schindler: Warum nicht einfach alles den Kommunisten anhängen? in: Deutsch-Tschechische Nachrichten (München) Nr. 74 vom 20.9.06, S. 13
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27.8.06 Nikolaj Chomenko verstorben



Im Alter von 77 Jahren verstarb das langjährige Mitglied der Gruppe Grenzlos und der sächsischen VVN-BdA am Sonntag, den 27. August 2006 im Krankenhaus Rumburk. Nach drei schweren Herzoperationen hatte er sich nicht wieder erholt. 
Nikolaj Chomenko aus Salmov (bei
Mikulašovice) war für unsere Gruppe nicht nur ein nimmermüder Dolmetscher, Helfer und Ratgeber. Sein Haus war vor allem eine Pilgerstätte für viele Sachsen aus dem Grenzgebiet, die über Natur und Geschichte unserer Region Rat und Austausch bei dem pensionierten Förster suchten. In dieser Eigenschaft wird der streitbare Tscheche mit dem ukrainischen Namen vielen Menschen zwischen Elbsandsteingebirge und Zittauer Gebirge in lebendiger Erinnerung bleiben. 
Gedanken zu Nikolaj Chomenkos Tod von R. Senenko nach oben - to the top

August 06 »Keine gezielte Tötungsabsicht«. Streit um eine Gedenktafel in Rabštejn 
Seit März 2006 können die Leser der "Sächsischen Zeitung" den Streit um eine Gedenktafel an der Gedenkstätte Rabštejn in Janská bei Česká Kamenice verfolgen, die das Museum Děčín, Eigentümer des Geländes, anbringen ließ. Das vom Stadtarchivar Petr Joza entworfene Schild stellt die 56 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge, die hier beim Bau der unterirdischen Flugzeugfabrik zwischen 1942 und 1945 an Krankheit und Unterernährung "gestorben" seien, den 93 deutschen Internierten gegenüber, die hier 1945 "erschlagen und erschossen" worden seien. Vladimír Pešek, Sohn einer Zwangsarbeiterin, der zusammen mit seiner Frau 2002 das Museum zur unterirdischen Rüstungsfabrik Rabštejn eröffnet und damit die Katakomben der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, widerspricht der Wortwahl auf der Tafel heftig. Während Archivar Joza seinen Tafeltext mit den Hinweis verteidigt, "seitens der SS-Wachen" habe es "keine gezielte Tötungsabsicht" gegeben, kritisiert der Museumsinhaber die Verharmlosung der Nazitaten. "Das Schild verfälscht absichtlich unsere Geschichte", so Pešek gegenüber der Sächsischen Zeitung.
Archivar Joza
übt sich seit vielen Jahren im Nachweis, dass die Verbrechen nach 1945 schlimmer gewesen seien als jene vor 1945. Hatten seine Bemühungen nach 1989 noch einen aufklärerischen Impetus, um die einseitigen Geschichtsklischees aus der Zeit vor der politischen Wende zu überwinden, so unterliegen seine öffentlichen Äußerungen zur jüngsten Geschichte mittlerweilen einer deutlich abwicklerischen Absicht. nach oben - to the top

15.-18.6.06
Gedenkstätten in Dresden, Hohnstein und Pirna im Blick
Vier Freunde der Grenzlos-Gruppe schlossen sich einer von Elke Pudszuhn geführten 40köpfigen Reisegruppe der Thüringer VVN-BdA an, die über vier Tage (15.-18. Juni 2006) auf den Spuren von Verfolgung und Widerstand der Jahre 1933-1945 die Sächsische Schweiz bereiste. Das gedrängte Programm der Exkursion ließ kaum Wünsche offen. Doch befasst sich unser Bericht lediglich mit drei der angesteuerten Stationen der Reise. Er schildert, wie drei Gedenkstätten auf ganz unterschiedliche Weise mit ihrer eigenen Vergangenheit und mit ihrem DDR-Erbe umgehen. Bildbericht von René Senenko nach oben - to the top

28.5.06 Neue Tafel für Hertigswalde
Die Gruppe Grenzlos hat am Sonntag, 28. Mai 2006, in Sebnitz-Hertigswalde die erneuerte Platte zum Gedenken an den Todesmarsch 1945 zusammen mit Hans Gaertner aus Prag, der einst den Todesmarsch überlebte, eingeweiht. Standort der Tafel ist die alte Schule in Hertigswalde (an der Hauptstraße). Die neue Metalltafel, deren Text identisch mit dem der bisherigen Sandsteintafel ist, wurde von der Stadt Sebnitz finanziert. Die alte Tafel war vor mehr als zwei Jahren entwendet worden; polizeiliche Ermittlungen waren erfolglos geblieben. 
Am Nachmittag verlasen im Rahmen einer Veranstaltung in Sebnitz Mitglieder der Gruppe Grenzlos zusammen Ingeborg Fleischhammer vom Museumsverein unveröffentlichte Briefe überlebender Todesmarsch-Häftlinge.
Bildbericht nach oben - to the top

10.5.06 Burg Hohnstein soll wieder Gedenkstätte werden!
Die Burg Hohnstein soll wieder Gedenkstätte werden! Das fordert die sächsische Fraktion der Linkspartei, die gestern in Hohnstein tagte und anlässlich des Tages der Befreiung (8. Mai) einen Kranz niederlegte. Die Burg war nach dem Machtantritt der Nazis 1933 eines der ersten Nazi-Konzentrationslager und galt als eines der grausamsten Lager überhaupt. Die bis 1995 bestehende Gedenkstätte mit ihrer Dauerausstellung fand jedoch keine Aufnahme in das sächsische Gedenkstättengesetz und wurde geschlossen. Auch der Zentralrat der Juden und die VVN-BdA verlangen eine Wiedereinrichtung. Das "Familienwerk- und Häuserwerk der NaturFreunde Deutschlands e.V.", dem die Stätte gehört, blendet auf seiner Internetseite das eigene grausame Nazi-Kapitel einfach aus. Verschämt findet sich unter dem Link "Museumsflyer" nur der visuell kopfgestellte Hinweis in der Chronologie zur Burggeschichte, dass die Burg ab 1933 von den Nationalsozialisten als Schutzhaftlager missbraucht worden sei. nach oben - to the top

30.4.06 Jacov Tzur zu den jüngsten Schönbohm-Äußerungen
Der 80jährige ehemalige Sachsenhausen-Häftling Jacov Tzur, mit dem die Gruppe Grenzlos freundschaftlich verbunden ist, schrieb uns in einer Email seine Meinung zu den jüngsten öffentlichen Feststellungen des Brandenburgischen Innenministers Schönbohm: "Minister Schönbohm hatte bei der Feierstunde zum 61. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen als Vertreter der Landesregierung gesprochen. Zunächst ging er ausführlich auf die Verbrechen während der Nazi-Zeit ein und fuhr dann fort: 'Es wäre unrecht, hier in Sachsenhausen aber nicht auch der Menschen zu gedenken, die nach 1945 hier eingesperrt waren, ebenso rechtlos wie die KZ-Opfer. Auch nach 1945 wurde hier weiter gefoltert und getötet, starben Menschen an den furchtbaren Verhältnissen.' 
EINE SCHANDE! Wie kann man das, was SS-Mörder getan haben, auf eine Stufe stellen mit dem, was die Sowjets getan haben. Wir, die die KZ-Häftlinge, mussten unter Zwang schuften bis hin zur 'Vernichtung durch Arbeit' und wurden von SS-Personal gefoltert; viele Kameraden sind ermordet worden. Im sowjetischen Haftlager auf dem Gebiet des Nazi-KZ Sachsenhausen gab es keine Gaskammern, keine Einrichtungen für Genickschüsse und keine körperlichen Experimente an Häftlingen. Es ist keinesfalls zulässig, alle 'in einen Topf zu werfen', denn es gab natürlich große Unterschiede. Für das 'Speziallager' soll man einen besonderen Gedenktag schaffen, aber dabei nicht vergessen, dass dieses Lager ein spätes Resultat der Taten des wahnsinnigen Österreichers war, der uns alle in den Abgrund gestürzt hat."
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23.4.06 Ein Gedenkstein zwischen Sandsteinfelsen
Nach nur einhalb-jähriger Vorbereitung ist es dem Prager Verein der Schwarzheide-Überlebenden gelungen, zusammen mit dem lokal zuständigen Rathaus von Krásná Lípa einen neuen Gedenkstein für die im Khaatal 1945 ermordeten acht Todesmarsch-Häftlinge zu schaffen. Der Stein tritt an die Stelle der wiederholt beschädigten Holztafel. Er wurde am Sonntag, den 23. April, unter großer Anteilnahme eingeweiht. Neben überlebenden KZ-Häftlingen aus Prag, die auf dem erwähnten Todesmarsch einst nach Theresienstadt getrieben wurden, haben - zumeist tschechische - Kommunalpolitiker, Anwohner, Schüler und Journalisten, Wanderer und Interessierte bei schönstem Frühlingswetter dem Ereignis beigewohnt. Die Gedenkstätte befindet sich nur wenige Meter vom Grenzübergang entfernt, auf tschechischer Seite. Der Sebnitzer Lokalteil der Sächsischen Zeitung vom 24. April berichtete. 
Bildbericht der Gruppe Grenzlos
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16.3.06 Nachricht aus Yad Vashem
Am 16. März 2006 teilte uns die Archivarin Valerie Ben-Or von der israelischen Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem mit dass die zwei Dokumentationen unserer Gruppe, die Ute Näser im Jahr 2005 erarbeitet hat, inzwischen unter der Nr. 5723199 im Archiv registriert seien. Ute Näser hatte bei einem Besuch zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern der Gruppe Grenzlos im November 2005 in der Gedenkstätte die Publikationen dem Archiv der Einrichtung persönlich übergeben. Ein Foto der Übergabe haben wir in der Nachricht vom 15.-23.11.05 ("Reise in ein struppiges Land", siehe dort unter Fotos) veröffentlicht. Es handelte sich um die Dokumentationen "Zeugnisse gegen das Vergessen und für die Erinnerung - Lernen aus der Vergangenheit" (2005; Briefe von 23 Todesmarsch-Überlebenden aus dem KZ Schwarzheide) und "Dem Schweigen entrissen - Gedenkstätten, Tafeln, Grabstätten der Todeskolonne von Schwarzheide nach Theresienstadt 1945" (2005). Für Interessenten sei angemerkt, dass die in kleiner Auflage erschienene Doku "Zeugnisse gegen das Vergessen" bereits vergriffen ist; die zweite Doku dagegen ist noch zum Preis von 3 Euro bei der Gruppe erhältlich (Email). nach oben - to the top

10.3.06 Jiří Lom verstorben



Am 10. März 2006 verstarb in Prag im Alter von 93 Jahren der Auschwitz-Überlebende und Bibliothekar Jiří Lom. Seit den 70er Jahren hat er die Forschungsarbeit der "Jungen Historiker" und "Spurensucher" im Kreis Sebnitz zum Todesmarsch 1945 sekundiert. Mindestens 10mal weilte er zusammen mit seiner Frau, Dr. Irina Lomová, als Gast in Sebnitz. - Jiří Lom wurde als Jiří Löwy 1913 im ostböhmischen Pardubice geboren, absolvierte das tschechische Realgymnasium, lernte an der Handelsakademie Deutsch und begann seinen Berufsweg in der Versicherungsbranche. Vor und nach seinem Armeedienst engagierte er sich in sozialdemokratischen Jugendorganisationen. Fortsetzung nach oben - to the top

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