8. Mai 2021 Renata Jałosińska aus Katowice berichtet über das Schicksal ihrer Familie im 2. Weltkrieg

Zwischen 1941 und 1945 ließen in Auschwitz an der berüchtigten "Schwarzen Mauer" 20.000 Menschen durch Genickschuss ihr Leben. Renata Jałosińska aus dem polnischen Katowice berichtet über das Schicksal ihrer beiden Onkel Marian und Witold, die ebenfalls an der Schwarzen Mauer ermordet wurden. Heide Kramer aus Hannover hat den eindrucksvollen Bildbericht aufgezeichnet. Beitrag von Heide Kramer


März 2021 Die Sedanfeiern in der Weimarer Republik und der Widerstand aus der Arbeiterbewegung

 

Der Wikipedia-Eintrag "Sedantag" erweckte bis Ende März 2021 leider den Eindruck, als ob der Sedantag in den Jahren der Weimarer Republik keinerlei Rolle mehr gespielt habe. Damit verharmloste der Beitrag den Einfluss der zahllosen Kriegerverbände (allein in Bremen gab es 37 solche Vereine), der reaktionären Eliten und Verbände, der monarchistischen Offiziere und Veteranen und der Deutschnationalen Volkspartei. Deshalb hat unser Autor bei Wikipedia einen Abschnitt zur Weimarer Republik eingefügt und den Widerstand aus der Arbeiterbewegung gegen solche Feiern benannt und auf die diesbezüglichen Vorkommnisse 1920 in Bergedorf und 1921 in Bremen und Chemnitz verwiesen. Da Wikipedia den neuen Abschnitt nicht wortgetreu übernommen hat, sei hier der Wortlaut unseres Autoren wiedergegeben. Beitrag von René Senenko


Juni 2018 Der »Verlorene Transport«

 


Anfang April 1945 schickten die Nazis aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen bei Celle in der Lüneburger Heide drei Züge mit jeweils 2500 Häftlingen zur Vernichtung nach Theresienstadt. Der letzte dieser drei Züge verließ Bergen-Belsen am 10. April 1945. Bedingt durch die vorrückende Front irrte der Todeszug mit den aus mehr als zwölf Nationen stammenden jüdischen Häftlingen dreizehn Tage lang ziellos durch Deutschland. Die Fahrt endete im Wald auf den Bahngleisen bei Tröbitz in Brandenburg, einem Dorf in der Niederlausitz. Beitrag von Heide Kramer


Dez. 2017 Rudolf Hess und der Feindsenderhörer Alfred Kaufmann

 


Vor drei Jahrzehnten gedachten einige Gießener Historiker der Vorgänge von 1941/1942 um den sog. Kaufmann-Kreis, auch bekannt als “Gießener Freitagskränzchen”. Dieser war damals wegen “Feindsenderhörens” der Verfolgung von Gestapo und NS-Justiz zum Opfer gefallen. Die Gießener Historiker mutmaßten in ihren Arbeiten, dass es sich bei dieser Gruppe um einen Hort des Widerstands gegen das NS-System gehandelt habe, und übersahen dabei, dass der Kunstmaler Heinrich Will zuvor selbst ein Kulturfunktionär der Nazis gewesen war.
Unser Autor Jörg-Peter Jatho weist in seinem Beitrag nach, dass der Namensgeber dieses Zirkels, ein früherer Lehrer von Rudolf Hess, ebenfalls ein überzeugter Nationalsozialist war. Der Beitrag


Nov. 2016 Wiedergelesen: Ein Kinderbuch


Jürgen Schwiening hat eines seiner Kinderbücher, die ihm sein Vater einst zum Lesen gab, wieder gelesen. "Die Burg" heißt das mit farbigen Holzschnitten ausgestattete Buch von Gerhart Drabsch, ein Büchlein, in dem sich unser Autor als Kind durchaus wiederfand. Das Leben auf dem Lande, die alten Handwerke, die Abenteuer... all das kannte Jürgen Schwiening aus seiner Kindheit in Niedersachsen. Und doch war er erschrocken, als er als Erwachsener das Buch erneut zur Hand nahm.
Es ist keine Kritik nationalsozialistischer Kinder- und Jugendliteratur, die Jürgen Schwiening für uns schreiben wollte. Vielmehr sind es persönliche Eindrücke, die die erneute Lektüre eines Kinderbuchs hinterlassen hat. Ein Stück Wirkungsgsgeschichte eben.
Der Beitrag

 

Nov. 2016 Die Fälscher von Peitz


Zwischen Mai und Oktober 2016 suchten zwei Mitglieder der Willi-Bredel-Gesellschaft bei einer Tour durch die neuen Bundesländerneinige einige Gedenkorte zur Erinnerung an den Spanienkrieg 1936-1939 sowie für hingerichtete Wehrmachtsdeserteure  auf. René Senenko schildert, was sie dort erlebten. Im Mai waren sie im brandenburgischen Peitz auf einen Stein gestoßen, der für eine ungute Überraschung sorgte. Der denkmalgeschützte Stein war im Herbst zuvor abgeschliffen und mit neuen Inschriften versehen worden! Der Beitrag

 

Nov. 2016 Für Völkerverständigung und Humanismus: Die Čapek-Gesellschaft

1983 gründete sich in Westdeutschland eine Vereinigung, die sich der deutsch-tschechischen Verständigung widmete, ohne sich dabei vor den Vertriebenenverbänden zu verbeugen. Das war etwas neues. Der Verein machte sich zur Aufgabe, das reiche Erbe der Brüder Josef und Karel. Čapek im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. Seither gingen die Ausstellungen der Čapek-Gesellschaft auf Tour, bekamen ihre Publikationen und ihr Wirken eine gute Presse. Je mehr man sich auf die Čapeks einlässt, um so aktueller empfindet man ihr Werk, das in den 20er und 30er Jahren des 20. Jh. gegen die Bedrohungen gerichtet war, die vom Menschen selbst ausging: von Maschinen ("Roboter"), von gesellschaftszerstörenden Strukturen ("Der Krieg der Molche") und von der damals zunehmenden Bedrohung durch Faschismus und Krieg. Josef Čapek, der Grafiker und Schriftsteller, wurde selbst ein Opfer dieser realen Gefahr. Er kam im KZ um. Der Beitrag

 

Nov. 2016 Das Kriegerdenkmal in Kassel


Helmut Gewalt hat das Kriegerdenkmal an der Karlsaue in Kassel aufgesucht und sich einige der dort verewigten Widmungstafeln näher angeschaut. Das treppenartige, verwinkelte Gesamtgebilde am Hang zur Schönen Aussicht ist rund 90 Jahre alt und wurde immer wieder einmal um diverse Tafeln ergänzt, ganz dem herrschenden Zeitgeist verpflichtet.Das jüngste Tableau dürfte aus dem Jahr 1994 stammen. Aber auch ein kleines Trojanisches Pferd gibt es, denn aus den steinernen und eisernen Memorabilien sticht eine Tafel hervor, die dem reaktionärem Soldatenkult ganz zuwiderläuft. Lassen Sie sich überraschen. Helmut Gewalt geht in seinem 50-seitiges Mosaik nicht nur auf die figürlichen Teile der Anlage näher ein, sondern hat für uns auch zahlreiche andere Bezüge und Spuren entdeckt, die er vor unserem Auge ausbreitet. Eine anregende Lektüre. Zur Nachahmung nur zu empfehlen, denn der Volkstrauertag 2016 steht bevor. Der Beitrag

 

Okt. 2016 »Mein Großvater hätte mich erschossen«


Unsere Autorin Heide Kramer berichtet von einer ungewöhnlichen Lesung, die am 9. Oktober 2016 in der Gedenkstätte Hannover-Ahlem stattgefunden hat. Der Beitrag

 

April 2016 Hugo Junkers - Aktenfunde


Helmut Gewalt unterbreitet eine Anzahl aufgefundener Archivalien über die Rolle des Flugzeugunternehmens Hugo Junkers in den deutsch-sowjetischen Beziehungen, der Zusammenarbeit zwischen Roter Armee & Reichswehr, zur Geschichte der Lufthansa und anderes mehr, insbesondere aus den Jahren 1925-1927, des weiteren zur Geheimen Reichssache Milch-Junkers 1933-1935 sowie des Russlandausschusses der Deutschen Wirtschaft vor Kriegsbeginn 1939. Mit dieser Edition stellt H. Gewalt die in Lutz Budrass' "Adler und Kranich. Die Lufthansa und ihre Geschichte 1926-1955" (2016) aufgestellte "Alleinschuldthese" zu Junkers Fallieren in Frage. Der Beitrag (Umfang 215 S.)

 

 

März 2016 Manfred Freiherr von Killinger (1886-1944)


Helmut Gewalt präsentiert Archivalien zur Person des Dresdner Faschisten Manfred Freiherr von Killinger (der ab 1933 für kurze Zeit sächsischer Ministerpräsident war) aus dem Bundesarchiv und geht einigen Aspekten seiner Karriere nach, - angefangen von dessen Konflikt mit Gauleiter Mutschmann bis zu Killingers Rolle bei der faschistischen "Judenaktion" in Rumänien. Der Beitrag (Umfang 125 S.)

 

 

Januar 2016 Flohmarktfoto: Als man im besetzten Lodz Juden zwang, ein polnisches Nationaldenkmal zu zerstören

Auf einem Flohmarkt in der Rothenbaumchaussee in Hamburg im April 1999 kramte der Autor unseres Beitrags aus einem Karton eine Handvoll Fotos heraus, feilschte nicht lange und erstand sie für 5 DM. Unter diesen Schwarzweiß-Bildern befand sich auch ein kleiner Fotoabzug, auf der Rückseite handschriftlich beschriftet. Im Jahr 1940 hatte irgendjemand, vielleicht ein Wehrmachtssoldat, im besetzten polnischen Lodz dieses Foto vom Rathaus aus aufgenommen. Einen Abzug davon schickt der Fotograf an seine Angehörigen in Deutschland. Er glaubte, ihnen damit etwas Aufregendes mitteilen zu müssen... Der Beitrag

 

August 2015 Grimm & Treitschke

Grafik Senenko
Seltsam, dass der Katalog zur groß angelegten "Hessischen Landesausstellung" von 2013 in Kassel über die Gebrüder Grimm auf den Historiker Heinrich von Treitschke (1834-1896) verwies, ohne dessen tragende Rolle bei der Ausprägung des Antisemitismus in der Gelehrtenwelt Deutschlands zu erwähnen. War es im 19. Jahrhundert nicht der damals sehr populäre und einflussreiche Treitschke, Nachfolger des Historiografen Leopold von Ranke, gewesen, der mit der später in Nazideutschland omnipräsent gewordenen Hetzlosung "Die Juden sind unser Unglück!" üble völkisch-antisemitische Ressentiments geschürt hatte? Möglicherweise hat die Treitschke-Referenz damit zu tun, dass Kassel lange keine Universität besessen hat. Auch wurde der Grimm-Komplex in Kassel einem Vermarktungskonzept ausgesetzt, wonach die Museen zu den Wochenenden mit Besuchern aus dem Umland gefüllt werden sollten. Will man ihnen mit Treitschke auf der rechten Spur ein wenig entgegen kommen? 
Ein
Beitrag von Helmut Gewalt.


Juni 2015 Berlin. Stolpersteine für Familie Goslar

Alle Fotos H. Kramer
Auf Anregung unserer Autorin Heide Kramer aus Hannover wurden am 9. Juni 2015 unweit des Bundeskanzleramts in Berlin zwei Stolpersteine für Ministerialrat Hans Goslar und seine Frau Ruth-Judith Goslar verlegt. Heide Kramer war dabei. Mehr...

 

 

Mai 2015 Ikonoklasmus. Zwei Exempel aus 500 Jahren

Transformationen in Bronze:
Kunst - Schrott - Kult.
Foto U. Suhling

 

Unser Autor Helmut Gewalt aus Kassel führt uns zwei Fälle von Bilderstürmerei aus zwei verschiedenen Epochen vor. Er stellt sie gewissermaßen gegen- und nebeneinander auf, zur allgemeinen Belehrung und "gegen den Ikonoklasmus der rechten, der klerikalen und anderer Banden", wie er neulich etwas salopp gesagt hat. 500 Jahre liegen zwischen dem "Katzevangelischen Tummelgeist" und der Entschrottung einer Bredelbronze. Der Beitrag 

 

 

April 2015 Zwei Bürgermeisterkarrieren in Deutschland

Im Juli 1933 wurde der suspendierte sozialdemokratische Bürgermeister des 4500-Einwohner-Städtchens Zörbig (in der Industrieregion Bitterfeld und Wolfen), Walter Hageneier, von SA-Leuten aus seiner Dienstwohnung gezerrt, ihm ein Schild umgehängt und er wie eine Jahrmarktsattraktion durch die Straßen des Orts eskortiert. Seine Tochter Sonja Roesink, die heute in Hamburg lebt, hat bis 2013 Archive und Museen angeschrieben und Material über dieses Geschehen zusammengetragen. Auch ist sie den Spuren des Nationalsozialisten Gerhard Thiede, der die Treibjagd auf ihren Vater veranlasst hat, gefolgt und hat dessen Nachkriegskarriere als Bürgermeister einer Bodenseegemeinde recherchiert. René Senenko hat das Material von Sonja Roesink zu einem chronikartigen Beitrag verdichtet. Der Beitrag 

 

Feb. 2015 Kasseler Hemmung  

Unserem Autor Helmut Géwalt geht es um Auslassungen und Versäumnisse in der 1100-Jahr Festschrift der Stadt Kassel, die im August 2013 unter dem Titel "Kassel in der Moderne: Forschungen und Studien zur Stadtgeschichte" von Jens Flemming und Dietfrid Krause-Vilmar (823 S.) den Buchmarkt erreichte. Besonders über einen der unerwähnt gebliebenen, über den Kasseler Hochbauamtsleiter der 50er bis 70er Jahre Werner Noell, einem einstigem SS-Mitglied, war seit 1999 näheres bekannt. Und doch blieben er und andere in der Festschrift ohne Erwähnung. Helmut Gewalt legt Dokumente zu diesem und anderen Fällen vor. Der Beitrag  Anhang 1: Althaus, Nationalsoz.Volkswohlfahrt (1940); Anhang 2: Althaus-Materialien

 

Okt. 2014 Ein etwas korrekterer Blick auf Eugen Gerstenmeier 

Eugen Gerstenmaier (1906-1986) war von 1954 bis 1969 Bundestagspräsident. Zum 100. Geburtstag dieses CDU-Politikers schuf einer seiner Nachfolger im Amt, Dr. Norbert Lammert (ebenfalls CDU), im Jahr 2006 bei der Feierstunde des Deutschen Bundestages ein offiziell gültiges Bild von der Vita des Jubilars. Helmut Gewalt hat genauer hingesehen und kratzt am Goldrahmen des "längstgedienten" Bundestagspräsidenten. Was am Rande der Recherche noch alles ans Licht kommt, ist nicht minder von Belang. 
Der Beitrag
 | Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1949-1999, Einträge zu Gerstenmeier 

 

Juli 2014 Totaler Krieg mit gelb-blauem Spielball

Kamal Salehezadeh (Hamburg) nimmt das globale Interessen- und Kräftespiel der Supermächte unter die Lupe und macht deutlich, welche Rolle der Spielball Ukraine dabei einnimmt. Der Autor entwirft ein Bild des derzeitigen Konflikts in der Ukraine, das illustriert, wer den Krieg eigentlich führt und zu welchem Zweck. Die USA, die mit hauseigenen Problemen zu kämpfen haben und wirtschaftlich mit Russland weniger verflochten sind als Europa, verfolgen eine andere Strategie als der Konkurrent EU. Dieser Gegensatz ist - in den gemeinsamen Bestrebungen, Russland in die Knie zu zwingen - kein Widerspruch. Ein Diskussionsangebot.
Der Beitrag
  

 

Juni 2014 Tradierung antisemitischer Muster. Das Beispiel Antoni Löws

Obwohl das Vergleichen oder gar das Identisch-Setzen im Grund nicht vergleichbarer Einzelereignisse fragwürdig ist, scheinen doch über Jahrhunderte repressive Strukturen tradiert worden zu sein, deren Träger vorwiegend spezifische gesellschaftliche Gruppen waren. In unserem Fall sind das Juristen mit protestantisch-calvinistischer Orientierung, aber auch anderen Fundamentalismen aus differierenden Organisationsformen, - vorwiegend Personen also, die in komplexen mystifikatorischen und vor allem legalen Zirkeln agierten. Modifizierte Erscheinungsformen lassen sich bis in die Zukunft weisende Nachweisformen zeigen, denen zu begegnen sein müßte. Helmut Gewalt geht dem Fall des Juden Antoni Löw nach, der 1527 in St. Gallen enteignet wurde, - ein Ereignis, das in anderen Quellen tradiert, aber zeitlich und räumlich verlegt wird: nach Appenzell, wo Löws Eigentum konfisziert und er selbst 1584 hingerichtet worden sei.
Der Beitrag
  

 

Mai 2014 "Wehrkraftzersetzung". Die Akte Setti

Den deutschen Kriegsverbrechen in Italien u.a. Ländern in den letzten Tagen vor Ende der Eroberungs- und Unterwerfungsfeldzüge des Hitlerschen 3. Reichs entsprachen ähnlich motivierte, aber anders gerechtfertigte Tötungsdelikte im faschistischen deutschen Kernland. Gemeint sind hier die für "kleinstkriminelle" Delinquenz verhängten und exekutierten Maximalstrafen, die der NS-Ideologie gemäß von der kleinbürgerlichen Verwaltungsschicht getragen wurden, - eine Schicht, die unfähig war, "rechtmäßige", formale Anweisungen im kollektiven Prozess verwaltungsmäßig autoritärer Funktionalität preußischen Kadavergehorsams zu ignorieren. Helmut Gewalt zeichnet die schwache Spur des italienischen "HIWI" Lino Setti nach. Der Beitrag  

 

Dez. 2013 Hannover: Gedenken an Riga-Deportation

Heide Kramer hat ein Gedenkblatt gestaltet, auf der sie mit ihren Fotografien an die Riga-Deportation, der Verschleppung Hannoveraner Juden ins Rigaer Getto am 15. Dezember 1941 erinnert. Von 1001 Deportierten haben nur 69 überlebt. Zugleich widmet die Autorin dieses Blatt der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Riga-Deportation. Der Beitrag  

 

Dez. 2013 Junkers-Arbeiter Schmidt wegen Sabotage gegen NS-Rüstungsmaloche noch 1946 in Haft

Bekanntlich nahm der Druck nach Kriegsbeginn 1939 auf die Beschäftigten in den "kriegswichtigen" Beitrieben in Nazideutschland erheblich zu. Überstunden und Sonntagsarbeit wurden zur Normalität. Der Fall des Schlossers Heinrich Schmidt (geb.1895) im Junkers-Motorenwerk in Kassel zeigt, dass nicht angetretene Sonntagsarbeit im Wiederholungsfall schon als Sabotage gelten konnte, auch wenn dieses unterstellte Tatmotiv dann nicht in das Gerichtsurteil einging. 1944 verhaftet, wurde Schmidt wegen "Störung des Arbeitsfriedens" und "Untergrabung der Arbeitsdisziplin" zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt. Unglaublich, aber wahr: Noch im Jahr 1946 saß Schmidt in einem Bayerischen Gefängnis diese Strafe ab. Helmut Gewalt legt hier Dokumente zu diesem Fall vor.
Obwohl Schmidt trotz Versuch nicht vor den Volksgerichtshof gebracht wurde, evoziert sein Fall doch eine kurze thematische Auseinandersetzung mit Dr. Roland Freisler, zumal Kassel eines seiner Wirkungszentren war. Zu Freisler existiert unter  http://www.digam.net/?str=217 eine kommentierte Archivaliensammlung aus den Beständen im  Staatsarchiv Marburg.  Der Beitrag 

 

Nov. 2013 Heinrich Hunke und der Werberat der Deutschen Wirtschaft

H. Hunke
Bildquelle: mediabase1.uib.no


Setzung und Zitat NS-Freiwilligkeitsbegriff unter Nexus zur Werbung & "Werberat der Dt. Wirtschaft" [*], letzteres Institut dem "Promi" assoziiert, vom multifunktionalen Heinrich Hunke [**] im Direktorat geleitet, aus der Kasse finanziert wie die Ufa, Gründung Ludendorffs & Schenkung A. Hugenbergs an die NSDAP - und vom Goebbels'schen Reichpropagandaministerium kontrolliert - wg. : wird erst einmal diese unfertige Form gegeben. Deren wesentliche Mängel sind "Einbau" einer emotional affizierten Darstellung ggn. Vorgehen Klausch-Klepsch's, als schlichtes Überrollen wahrgenommen, als "subj. kamera" gerade noch tolerabel, in dieser ersten, etwas klareren Fassung, denn eine bloße Materialsammlung & auch ggn. Beamtenzensur, Gleichschaltung & Normierung, incl. Autoritarismus, für escalierend wahrgenommen : als Objektivität dann verkauft & zur Selektion verwand seitens einer "offiziellen Diskursivität"- vor allem ohne die immer existierende Fiktionalität jedes verbalen Diskurs zu thematisieren & entschieden gegen die "ur"-idealistische Mystifikation : am Anfang sei das Wort gewesen /oder etwa ein Befehl? Selten mitreflektiert. Dsgl. unter ansatzweiser & unfertiger Darstellung der Intention : nicht nur eines bollandistischen "Zurück zu den Quellen" sondern der Einstellung : da "nur die Wahrheit agitiere", gäbe es zur verbindlichen Darstellung nur die schmalst aber möglichst wirklichkeitsnah kommentierten Quelleneditionen. Denn andere nachvollziehbare Formen, zumindest viele, scheinen ideologisch, metafiktional mystifiziert: mystifizierend somit in der annähernd unendlichen, neuen Multiplikation. Kautelen im aktuellen Umfeld blockieren erforderte weitere Recherche : hält alles zusammen - steht das noch aus.
Der Beitrag

* Werberat der deutschen Wirtschaft / Mit Gesetz über Wirtschaftswerbung vom 12.9.33 berufenes
Gremium aus sachverständigen Vertretern der Wirtschaft, das das gesamte Werbungs-, Anzeigen-, Ausstellungs-, Messe- und Reklamewesen beaufsichtigen sollte. Die Mitglieder des Werberats wurden vom Propagandaministerium berufen, das damit eine sichere Kontrolle über Inhalt und Gestaltung aller Werbekampagnen gewann, die beim Werberat angemeldet und von ihm genehmigt werden mussten. [http://www.lexikon-drittes-reich.de/Werberat_der_deutschen_Wirtschaft]** "Hunke" / Eintrag auf der Kartei aller RSH-Agenten / Bemerkung "Promi". 

 

Nov. 2013 Herschel Grynszpan und die Reichspogromnacht 1938

Gedenkblatt zur Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 und an die mutige Tat des Herschel Grynszpan. Ein Beitrag von Heide Kramer  

 

 

 

März 2013 Traumimpression «Hanne-Lore»

Die Künstlerin Heide Kramer aus Hannover hatte im Sommer 1981 einen jener Klarträume, derer man am Morgen nur selten habhaft wird. Das Bild, das noch im selben Jahr entstand, verarbeitete diese Traumimpression. Heide Kramer stellt uns die Entstehung ihres Bildes vor. Der Beitrag  

 

 

 

März 2013 Nachlese zur «Nachlese»

Auf die Schriftstellerin Elfriede Brüning verwies Klaus Huhns "Nachlese", Berlin 2013, erschienen "anlässlich des 20jährigen Bestehens des Spotlessverlags und des 85. Geburtstags seines Gründers Klaus Huhn." 
18 Spotless-Autoren über die Kehrtwende, mit Sicht auf lange vorbereitete Vereinnahmung. Folgend Ungleichbehandlung bei Löhnen, Gehältern, Preisen, Pensionen, Renten, Okkupation der Kommandos in Gesellschaft, Produktion, Universitäten, Markt, Gerichten & Übernahme der Staatsverwaltung, mit Personalkonkurrenzentlastung alter Länder. Nebenan Jahrzehnte perennierende Diskriminierung
über inzwischen Jahrzehnte repetierend, protestantisch-schuldevokativer Repression weiter reaktiv flankiert, escalierter noch, denn bereits zu Zeiten des Systemgegensatzes alle Diskriminierungen, Traditionen deutsch-amerikanischen Antikommunismus nach 1871 und 1917 gleich folgend, auch ein Motiv anschließender Zweistaatlichkeit mitführend, lässt den Verdacht nicht aus: Aufkommen billigster Rache wäre beteiligt gewesen, Benachteiligungen wegen in den 50er Jahren. Der Beitrag  

 

Jan. 2013 Kassel. Etwas Besonderes zum Jubelfest

Anmerkungen von Helmut Géwalt zur Jubelschrift aus dem Kasseler Firmensitz des Erdöl-/ Erdgas-Konzerns Wintershall. Die Wintershall Holding, die die während des Faschismus schon sehr exportorientierte Firma Kali & Salz erst nach 1945 übernommen hat - dem BASF-Konzern angehörig, einem Zerfallsprodukt des I.G.-Farbenkonzern - in dessen ehem. Hauptverwaltungsgebäude - heute glücklicherweise die Frankfurter Universität residiert, wodurch die Chancen formaler Reorganisation dahingehend zumindest gehemmt. 
Im Bewusstsein mehr konzeptmäßiger als tatsächlich durchgeführter Kritik wurden in der hier gesichteten Kassel-Jubelschrift mehrere zwiespältige Einfältigkeiten oder auch gekaufte Merkwürdigkeiten, die sich immerhin als beste Stadtgeschichte Kassels einzuführen versucht, auffällig. Dies zum 1100. Jahr des Gründungsnachweises der Stadt im Jahre des lutherischen Herrn 2o13.
Vorspann; FR-Artikel und Der Beitrag. Ergänzung vom 2. November 2014 

 

 

Dez. 2012 Kontinuitäten in einem Schulheft

Unserem Autor Jürgen Schwiening fiel sein altes handgeschriebenes Liederheft aus den Jahren 1944 bis 1946 wieder in die Hände. Er ging damals südlich von Hannover in einem kleinen Dorf in die Volksschule. Das Heft illustriert die Symbiose von Volkstum, christlichem Denken und Nazismus. Hitler und Gott erscheinen in engem Zusammenhang. Ohne Brechung reiht sich 1945 an 1946. Was damals in den westlichen Besatzungszonen normal war, liest sich heute beklemmend.
Der Beitrag  

 

 

 

Okt. 2012 Vita und Werke: Gerda Zorn

Foto (Ausschnitt) von ©Heide Kramer, 2010


Heide Kramer hat eine kurzes Lebensbild über die heute 92-jährige, in Hamburg lebende Autorin Gerda Zorn erstellt. Sehr lesenswert. Eine Bibliografie Ihrer Werke verdeutlicht die Lebensleistung dieser Frau.  
Der Beitrag  

Aug. 2012 Der jüdische Friedhof Tangermünde

Fotografik nach einem Foto von ©Heide Kramer


Der jüdische Friedhof in Tangermünde (Sachsen-Anhalt) ist fast 300 Jahre alt. Heide Kramer macht uns auf das heute nur schwer zugängliche Gräberfeld neugierig. Sie hat ihren Beitrag, den wir hier bereits im April veröffentlicht hatten, nun um einige sehr schöne und eindrucksvolle Bleistiftzeichnungen bereichert, die sie Anfang August vor Ort angefertigt hat. 
Der Beitrag  

 

Mai 2012 Süsterfeld und andere Siedlerprojekte im NS

foto © johannes-becher.de


Der Autor Helmut Géwalt über seine Arbeit: «Für anlässlich meines Wohnortswechsels nach Kassel auftauchende Fragestellungen zur näheren & weiteren Wohn-Umgebung, mit deren Enstehensgeschichte wurde, spezifische Problematik der NS-Geschichte - ventilierende Literatur nicht gefunden: Aber zuerst eine architekturgeschichtliche Monographie & eine Festschrift zum regional, ehemals mehr separierteren Stadtteil ["25 Jahre"]. Deren Rezeption warf einige Fragen auf, die im Ansatz zu klären versucht werden, subjektives Interesse war aber nicht derart intensiv affiziert: dass der Ansatze durchzufragen und bis zu einem letztmöglichen Punkt zu klären daraus entstanden wäre - das wird an der "ungebundenen, nicht systematisierten" Form auch offensichtlich, weitere Erklärungen finden im Text statt, dessen lange Zitate alle ausgewiesen sind. Ergänzt durch ein ansatzweise auf NS-Involviertheit analysiertes protestantisch orientiertes CDU-Gremium aus einem spezifischen chronologischen Horizont - in aber Kontinuität existierend, bis zur Wende 1989/9o... Nicht explicit hinterfragt wurde deren Wirken & dazu, weil kontextuell erstmalig wiederentdeckt, keine weitere Forschung vorgenommen.
Dualistisch-monokausal orientierende Ableitungen & Descriptionen sollten unterbleiben. Kommt die mehr konservative polititische Organsation dadurch stark in den kritischen Blick - bleibt zum Pendant, weniger verlogener Desinformationen desgleichen ein schaler Satz. Ansatzweise deutlich wird Einfluß religiöser Organisiertheit.
Wegen vor allem der weniger bekannten Faktizität, so bez. "Reichsfluchtsteuer" wurde bereits mit den "Brüningschen Notverordnungen" gesetzlich verankert - scheint der dargestellte Zusammenhang doch nicht zu unwesentlich - keineswegs liegt dem der Versuch einer diminuisierenden Bewertung deren rigidest möglicher Anwendung durch den NS zugrunde. Kaum erfordert, Hinweis auf bereits seit Niederschlagung der Münchner Kommune, Kapp- & Ludendorff-Hitler-Putsch nicht unterbrochene autoritäre Staatslenkung, Einfluss der Reichswehr & deren Hintermänner.» Der Beitrag | Kurzvideo 
Dez. 2011 Sympathieträger Jopie


Johannes Heesters ist tot. Helmut Gewalt stellt hier sein Dossier über den verblichenen "Jopie" vor. 
Der Beitrag  

 

Aug. 2011 Porträtzeichnung: 
Rosa L.

Rosa L., Zeichnung (Ausschnitt) von Heide Kramer


Porträtzeichnung von Rosa Luxemburg, eine im Jahr 1988 von Heide Kramer angefertigte Bleistiftimpression. 
Der Beitrag  

 

Aug. 2011 Chronik eines Schlosses: 
Das Konzentrationslager Lichtenburg

Logo (Ausschnitt) von Heide Kramer


Heide Kramer hat sich 1998 beim Entwurf eines Flyers für die Mahn- und Gedenkstätte des KZ Lichtenburg in Prettin/ Sachsen-Anhalt mit der Ausarbeitung eines Logos beteiligt. Schloss-Chronik und Logo stellen wir hier vor. 
Der Beitrag  

 

Juli 2011 Kriegserlebnis: 
Nadja vom Schwarzen Meer 

Hildegard K. 1944 mit ihrer Tochter Regine


Die heute 98jährige Hildegard Kramer berichtet eine Begebenheit von der Zeit unmittelbar nach der Befreiung im Mai 1945 in Hildesheim. Zufällig steigen in denselben Zug, mit dem die ausgebombte Hildegard K. die Stadt verlassen muss, auch befreite sowjetische Zwangsarbeiter. Was Frau K. dann erlebt, hat sie bis heute traumatisiert. Ihre Tochter Heide hat diese Begebenheit, die zugleich an das russische Mädchen Nadja erinnert, im Jahr 2004 aufgezeichnet und hier erstmals veröffentlicht.  
Der Beitrag  

 

Mai 2011 Dokumentiert: 
Eine seltene Grußpostkarte 

Abb. Heide Kramer
Heide Kramer dokumentierte eine von ihr 1998 entworfene Grußpostkarte vom Jahrestreffen der Lagergemeinschaft KZ Ravensbrück/ Freundeskreis in Wittenberg/ Sachsen-Anhalt (Oktober 1998) an ehemalige Häftlinge mit den Unterschriften bekannter Antifaschistinnen. Ein äußerst seltenes Dokument. 
Der Beitrag  

 

April 2011 1986 - 2011: 
Tschernobyl ist überall 

Karikatur von Heide Kramer aus dem Tschernobyl-Jahr 1986


Im Jahr der Tschernobyl-Katastrofe 1986 fertigte Heide Kramer (Hannover) eine Karikatur an, die nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima wieder (oder immer noch) Biss hat.  
Der Beitrag  

 

März 2011 «Erinnerungen an meinen Lehrer»
Heide Kramer über den Maler Erich Wegner

Erich Wegner (1899-1980) kurz vor seinem Tod. Foto Wilhelm Hauschild, Hann. Allg. Ztg. 
Heide Kramer hat ihre ganz persönlichen Erinnerungen an den bekannten hannoverschen Künstler Erich Wegner aufgeschrieben. Der in Rostock aufgewachsene Wegner hat in der Weimarer Republik sein alltägliches Umfeld in Hannover, wo er Grafik studierte, aber auch in Frankfurt, Dresden und Hamburg künstlerisch verarbeitet. Später arbeitete er als Zeichner für die örtliche KPD-Presse. Ab 1927 beteiligte er sich mit eigenen Arbeiten an der Ausstellung "Neue Sachlichkeit" in Amsterdam und machte sich mit weiteren Ausstellungen einen Namen.  Der Beitrag  

 

März 2011 Recherche. 
Chaluz Gerhard, geboren 1914 in Breslau

Chaluz ("Pionier") Gerhard Gadiel, rechts im Bild, Ende der 20er/ Anfang 30er Jahre. Foto privat 
Wieder einmal legt Jürgen Schwiening die Ergebnisse einer Recherche vor. Obwohl die Hinweise auf den Breslauer "Chaluz" Gerhard Gadiel, der sich in der Landwirtschaft auf seine Auswanderung nach Palästina vorbereitete, äußerst spärlich waren, gelang es dem Autoren, das Schicksal von Gadiel bis zu seiner Deportation in die Todeslager zu rekonstruieren. Jürgen Schwiening führte zerrissene Fäden zusammen, wodurch stellenweise das Gewebe einer ganzen Vita wieder sichtbar wird. Aber die Arbeit beleuchtet auch bürokratische Aspekte der Judenvernichtung. Das Beispiel Gadiel zeigt, dass die Verwertung des persönlichen Eigentums eines für die "Abwanderung" vorgesehenen Juden durch die SS keineswegs heimlich vonstatten ging. Der Beitrag  

 

Feb. 2011 Postkarten-Story. 
China: Der blutige April 1927

Massaker auf Bildpostkarte. Sammlung proletcard 
Die in China als Deutschlehrerin tätige Saskia Nahles (23 J.) schickte uns die Niederschrift zu den von ihr ermittelten Hintergründen einer anonymen alten Fotopostkarte. Es handelte sich um eine der nach dem ersten Weltkrieg sehr verbreiteten Schwarzweißabzüge auf Kodak-Papier, die man damals gerne - so auch hier - als Postkarte aufmachen ließ. Allerdings ist das Fotomotiv alles andere als alltäglich. Es zeigt keine "exotischen Volkstypen", keine Marktszene, keine Sehenswürdigkeit des Fremdenverkehrs. Es zeigt einen biederen Bürger hinter neun Leichen. Saskia Nahles berichtet von einem Kapitel aus dem opferreichen Kampf Chinas um seine Unabhängigkeit. Der Beitrag  

 

Feb. 2011 Vision. 
«Kein Himmel über Bergen-Belsen»

Zeichnung Heide Kramer 
Zögerlich, abwartend und ja fast wie betäubt steht eine Gruppe von Frauen, weibliche Häftlinge, im Tor zum KZ Bergen-Belsen. Es ist April 1945, und das Lager wurde von den britischen Streitkräften eben befreit. Noch wagen die Frauen aber nicht den Schritt in die Freiheit. Zuviel Ungewisses liegt da vorm Lagertor.
Eine gezeichnete Rückblende, eine beklemmende Vision von Heide Kramer.
Der Beitrag  

 

Dez. 2010 NS-Lagersystem. 
«CCP» weder digital noch online verfügbar

Zwangsarbeiter in ihrem Wohnlager


Obwohl der 1949 vom Internationalen Suchdienst in Arolsen herausgegebene "Catalogue of Camps and Prisons in Germany and German-occupied territories" (CCP) wie kein zweites Werk die Topografie der Zwangsarbeit in Hitlerdeutschland und in den besetzten Ländern bis 1945 dokumentiert, erweist sich eine Internetsuche nach einer digitalen Ausgabe dieses Standardwerks als aussichtslos...   Der Beitrag 

 

Dez. 2010 Verstorben. 
Einer der letzten Interbrigadisten Österreichs

Josef Eisenbauer 2010 am Grab Kurt Julius Goldsteins auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde. Foto Lena Carlebach 


Wie uns Reinhardt Silbermann vom Verein "Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939" mitteilt, ist am 10. Dezember 2010 der ehemalige Spanienkämpfer Josef «Joschi» Eisenbauer verstorben. Joschi Eisenbauer, geboren 1917 in Budapest und aufgewachsen in den Arbeitervierteln Wiens, habe sein Leben lang gegen Faschismus und Krieg gekämpft. Der Beitrag  


Dez. 2010 Zwangsarbeit und Kunst. 
Heide Kramer am Hamburger Flughafen

Bleistiftzeichnung von Heide Kramer, Hannover, August 2008 


Im August 2008 zeichnete die Hannoveraner Künstlerin Heide Kramer die einzige in Norddeutschland am authentischen Standort und weitgehend im Originalzustand erhaltene Zwangsarbeiterbaracke in Hamburg-Fuhlsbüttel. Dieser Bau gehörte zu einem Wohnlager für Zwangsarbeiter aus Holland, Polen, Frankreich und Italien und liegt am Rande des Hamburger Flughafens. Heute befindet sich eine Dauerausstellung in der Baracke. Der Beitrag    


Dez. 2010 Kärnten (Österreich). 
Allabendlich läutete die
«Judenglocke». Jahrhundertelang.

Die Dreifaltigkeitskirche in Wolfsberg, Lavanttal (Kärnten). Hier läutete die "Wandlerin" bis zum Kriegsende 1945. 
1936, als die schlesische Familie Auerbach gezwungen wurde, ihren Hof in der Nähe von Breslau zu verkaufen, nur weil die Eltern Juden waren, zog sie nach Kärnten, in das südlichste Bundesland Österreichs. Nach dem "Anschluss" Österreichs im Jahr 1938 emigrierte die Familie nach England. Die Tochter der Auerbachs suchte Jahrzehnte nach dem Krieg wieder Kontakt nach Kärnten und hörte erstmals von der Geschichte einer Glocke im Nachbarort Wolfsberg im Lavanttal. Jeden Abend in der neunten Stunde soll das Geläute an die Tötung und Vertreibung der Wolfsberger Juden erinnert haben. Der Mann der Auerbach-Tochter, unser Autor Jürgen Schwiening, ging dieser Geschichte auf den Grund. Das Resultat seiner Nachforschungen hat der Autor 2002 unter dem Titel "Die Wandlerin or the Jew Bell of Wolfsberg" in Englisch vorgelegt. Jürgen Schwiening stellte aber auch eine kurze deutschsprachige Darstellung des Falls unter dem Titel "Erinnern oder Vergessen 1338 - 1998" (2005) zur Verfügung.   


Dez. 2010 Fundstück. 
Über einen bemalten Fensterladen aus dem KZ-Außenlager Harzungen (Thüringen)

Von einem unbekannten Häftling angefertigte Farbzeichnung auf einem Fensterladen im KZ Harzungen (Thür.). Foto Heide Kramer (Bildausschnitt)

Im Jahr 2004 wurde Heide Kramer bei einem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Nordhausen, Thüringen) auf ein ungewöhnliches Exponat aufmerksam. Der Beitrag   
Dez. 2010 1930 auf dem Index. 
Hollywood-Verfilmung «Im Westen nichts Neues»

"Im Westen nichts Neues" (USA 1930), Regie: Lewis Milestone. Szenenbild 

Vor achtzig Jahren wurde der von Erich Maria Remarque publizierte Roman "Im Westen nichts Neues" (1929) in den USA verfilmt. Auch wenn der Hollywood-Film wie im Roman die Kriegsgreuel zu sehr individualisierte und sie damit ihrer gesellschaftlichen Dimension enthob, wurde er als Antikriegsfilm wahrgenommen und erlebte einen sensationellen Zuspruch. Auch in Deutschland kam der von Lewis Milestone 1930 gedrehte Streifen Ende November zunächst in die Kinos (wenn auch nicht für Jugendliche), wurde aber am 21. Dezember 1930 von der Oberprüfstelle auf den Index gesetzt. Der Beitrag    

 

Nov. 2010 Brauner Adel. 
NSDAP-Mitglieder in deutschen Fürstenhäusern. Die Liste.

"Heil Hitler". Foto mit persönlicher Widmung des Kaisersohns August Wilhelm von Preußen (genannt "Auwi", mit Zigarette), der am 1.4.1930 der NSDAP beitrat.  
 
Die Bestände des ehemaligen Berlin Document Center (BDC) sind ohne Auflagen nur in den National Archives, Washington DC, zu nutzen, wenn auch nur mehr als Kopien. Der vom Bundesarchiv 1995 übernommene Originalbestand hingegen und die davon abgenommenen Mikrofichen (auch jene, die wir hier zur Kenntnis bringen) unterliegen einschränkenden Nutzungsbedingungen, werden aber im Bundesarchiv teilweise den bereits bestehenden NS-Archivalien zugeordnet. 
Helmut Gewalt veröffentlicht hier das
Verzeichnis "Aufstellung derjenigen Parteigenossen, die Angehörige fürstlicher Häuser sind" (11 MB), das ausschließlich die protestantischen Fürstenhäuser berücksichtigt. Über Entstehung, Zeitpunkt seiner Aufstellung und Zweck der Liste kann man nur spekulieren. Der jüngste Eintrag stammt vom Oktober 1942. 
Im wesentlichen exponierten sich die Benannten nach 1945 politisch nicht mehr. Zuvor war die Einstellung des Nationalsozialismus gegenüber dem Adel ablehnend, während andersherum das Verhältnis der Blaublütigen zum NS immer mit der Hoffnung auf die Restitution der Monarchie verknüpft blieb. Die Ex-Kaiserin und Prinz Auwi engagierten sich in dieser Hinsicht am intensivsten, wie die Geste des Prinzen Auwi demonstrierte, der den SA-Chef Ernst Röhm mit einem Pferd beschenkte. 
 


Nov. 2010 Ausgesperrt vor 100 Jahren. 
Zittau war überall!

Zeitgenössische Postkarte
"Zur Erinnerung an den Kampf im Baugewerbe - Zittau 1910" heißt es auf der Adressseite einer Postkartenserie, die der Deutsche Maurerverband vor einhundert Jahren herausgegeben hat. Die Wortwahl lässt an einen lokalen Streik denken. Doch hinter diesen unpathetischen Bildkarten steckt die Geschichte von einem der größten, hartnäckigsten und teuersten Arbeitskämpfe vor dem ersten Weltkrieg in Deutschland. Er war eine historische Kraftprobe zwischen Kapital und Arbeit. Der Beitrag  



Nov. 2010 McCarty-Ära. 
Nootka-Indianer setzten sich für Opfer der Hexenjagd ein

Morris Swadesh (1909-1967), Sohn jüdischer Einwanderer aus dem zaristischen Russland, war
kein Stubengelehrter. Er führte in den 30er Jahren bei den Nootka und Menominee Schreibkurse in ihrer Sprache ein. 

Vor 60 Jahren wurde der Senator Joseph McCarthy zum Leiter eines ständigen Untersuchungsausschusses des US-Senats berufen (zuvor: Ausschuss für Unamerikanische Umtriebe), der ursprünglich nur die Loyalität von Staatsangestellten überprüfen sollte. Vier Jahre war McCarthy im Amt und ließ 653 Zeugen vorladen. Die Akten der nichtöffentlichen Sitzungen wurden erst im Jahr 2003 freigegeben. 
Doch der Ausschuss existierte bereits vor McCarthys Amtsantritt, seit 1946. Wir berichten hier von einem ungewöhnlichen Fall, bei dem die Angehörigen der Nootka-Ethnie sich in einem Brief für ihren Sprachlehrer Morris Swadesh einsetzten, der 1949 unter dem Verdacht, Kommunist zu sein, seine Professur am City College of New York verloren hatte. Die Nichtverlängerung seines Lehrvertrags war erfolgt, weil Swadesh in einem seiner Kurse die Entlassung des linken Archäologen Richard Morgan im Jahr zuvor aus dem Ohio State Museum diskutiert hatte. 
Der Beitrag  


Nov. 2010 Lokalisierung des Schreckens. 
Heide Kramer (Hannover) über die «Kölnische Grube»


Boris Slutsky 
Bildautor nicht ermittelt

Der russisch-jüdische Dichter Boris Slutsky (Борис Слуцкий; 1919-1986, Schreibweise auch Sluzki, Slutzky, Sluckij usw.) gehört zu den immer noch geschätzten Protagonisten der Literatur, auf die russische Zeitschriften, Internetforen und Radiosender immer wieder zurück kommen, auch im Jahr 2010. Das liegt vor allem an seinen im 2. Weltkrieg und in der Nachkriegszeit entstandenen Gedichten, die den Nerv seiner Zeitgenossen in der Sowjetunion trafen. Heide Kramer (Hannover) hat 2007 bei Hagalil das Resultat einer Recherche vorgelegt, die auf dem Versuch gründete, den historischen Kontext des Gedichts "Kölnische Grube" (Кёльнская яма) zu lokalisieren. Diese 1944 entstandene Arbeit Slutskys, die nach dem Krieg von Hugo Huppert ins Deutsche übertragen worden ist, hat das tragische Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland zum Gegenstand. Es gibt Stimmen, die annehmen, dass die vermeintliche Ortsbestimmung "Kölnische" nicht auf eine konkrete Örtlichkeit zurückgeht, sondern für das ganze Hitlerreich steht. Deshalb ist es überraschend, was Heide Kramer zutage gefördert hat. Der Beitrag  


Nov. 2010 Recherche. 
Jürgen Schwiening (England) über seine Nachforschungen zu Josef Lichtenstern aus Mähren


Die Kennkarte Josef Lichtensterns wurde von der  jüdischen Gemeinde in Prag ausgestellt

Vor fünf Jahren kam der in England lebende Sprachlehrer Jürgen Schwiening in der Nähe von Nottingham mit der 90jährigen Kate Fielding ins Gespräch. Sie erzählte ihm, dass sie mit Mädchennamen Lichtenstern heiße, aus Wien stamme und dort einst über Arno Holz promoviert habe. Wie andere ihrer Verwandten kam auch ihr Vetter Josef Lichtenstern in der Shoa ums Leben. Genaues wusste sie aber nicht. Jürgen Schwiening machte sich auf die Spur dieses Vetters und schickte uns den Bericht über seine nun abgeschlossenen Nachforschungen. Der Beitrag  



Nov. 2010 Fundstück. 
Unrasiert 1930: Der Humorist Soschtschenko bei der Büchergilde Gutenberg


M. Soschtschenko - Михаил M. Зощенко (1895-1958)

Der Dresdner Historiker Joachim Schindler übersandte uns ein Fundstück von einer seiner Archivrecherchen. Es ist ein Beitrag über den sowjetischen Satiriker Michail Soschtschenko aus der Zeitschrift der Büchergilde Gutenberg "Die Büchergilde" (Berlin) vom Oktober 1930, verfasst von Erich Ohser Ohser hatte das bei der Büchergilde erschienene Buch Soschtschenkos "Die Stiefel des Zaren" illustriert. Ein Fundstück für alle Freunde Soschtschenkos, die noch seine Satire "Die Kuh im Propeller" in der legendären Show "Lyrik - Jazz - Prosa" (1965 in Berlin, DDR; gelesen von Manfred Krug) im Ohr haben. Das soll aber nicht überdecken, dass Soschtschenko in der UdSSR der Stalinära trotz und wegen seiner Popularität keinen leichten Stand hatte. Der Scan aus Die Büchergilde.
Wir warten auf weitere Fundstücke. 



Nov. 2010 «Volkstrauertag» auf Ohlsdorf. 
Bei den Kränzen von Senat und alter Kameraden
Eindrücke von den gestrigen Hinterlassenschaften von Senat, Volksbund Kriegsgräberfürsorge und Kameradschaftsverbänden am Gefallenendenkmal auf dem Soldatenfriedhof zu Ohlsdorf, aufgezeichnet von René Senenko. Der Beitrag  





Nov. 2010 Neuerscheinung. 
Jonas B. Billy über Hitlers «Generalplan Zentralafrika»

Dieser Tage erscheint die Dissertation des Berliner Diplomarchivars und Germanisten Jonas Bakoubayi Billy "Musterkolonie des Rassenstaats: Togo in der kolonialpolitischen Propaganda und Planung Deutschlands 1919-1943". Hardcover, 362 S., zahlreiche Abbildungen und Karten; 69,- Euro, J.H. Röll Verlag Dettelbach. Mehr
Dr.phil. Jonas B. Billy (Foto), Jgg. 1972, lebt in Kreuzberg. Nach "Die Restaurierung, Digitalisierung und Mikroverfilmung von deutschsprachigen Unterlagen im Nationalarchiv der Republik Togo" (VDM Verlag 2008) ist "Musterkolonie" Billys zweite größere Veröffentlichung. 


15. Nov. 2010 Dossier. 
Reichsbankjustiziar Kandler und seine Nachkriegskarriere 


Berlin, Wilhelmstraße: Das Reichsministerium für Finanzen. Bildquelle DHM

Nach der Studie ist vor der Studie. Kaum ist die Studie zur Rolle des Auswärtigen Amts im Hitlerreich bekannt geworden, informiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 7.11. über eine weitere geplante Untersuchung: über die Rolle des Reichsfinanzministerium im 3. Reich. 
Helmut Gewalt übersandte daraufhin an den Leiter der mit der Untersuchung befassten Kommission Prof.Dr. Ullmann ein von ihm zusammengestelltes Dossier über den Reichsbankjustiziar von Litzmannstadt Heribert Kandler (1890-1968), das im Kontext der geplanten Studie nicht ohne Interesse sein dürfte. 
Das Dossier  


11. Nov. 2010 Kein Antiextremismusbekenntnis. 
Pirnaer Verein verweigert sächsischen Demokratiepreis


Grafik Akubiz

Der für seine Antinaziaufklärung in Sachsen bekannte Akubiz-Verein in Pirna war ein Anwärter auf den sächsischen Demokratiepreis, sollte aber vor dem Empfang eine "antiextremistische Grundsatzerklärung" unterschreiben. "So wurden wir beispielsweise aufgefordert alle unsere Partner_innen auf 'Extremismus' zu prüfen. Dafür schlagen die Verfasser_innen u.a. Nachfragen bei den Verfassungsschutzämtern vor", erklärt der Verein auf seiner Webseite. Aus diesem Grund hat Akubiz den Preis verweigert, der am 9.11. überreicht werden sollte. Wir fügen hier eine kleine Presseschau vom 10. und 11. November bei und danken Achim Schindler für die Information. 

Nov. 2010 Kriegerdenkmal? Kriegsdenkmal! 
Helmut Gewalt über eine kriegerische NS-Erbschaft in Frankfurt (Main) 


Erinnerungstafel am Kriegerdenkmal in den Taunusanlagen, Zustand vom Mai 2010 (Foto H. Gewalt)

Drei Jahre vor dem 200. Todestag des Nürnberger Buchhändlers J.Ph. Palm (1766-1806) erschien Bernt Ture von zur Mühlens Arbeit "Napoleons Justizmord am deutschen Buchhändler J.Ph. Palm" (FFM 2003). Darin befasst sich der Autor nicht nur mit dem Fall Palm, sondern geht auch auf die Rezeption des Pamphlets Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung (das im Umfeld Palms erschienen war) ein, - mit einer unverkennbar nationalistischen Tendenz. Das bestätigte sich bei näherem Hinsehen. Im Lauf der thematischen Auseinandersetzung entstand eine Abhandlung von Helmut Gewalt, aus der hier Cap. 45 (6,6 MB), eine Ergänzung sowie drei Seiten (1, 2, 3) aus dem Nassauischen Kriegerbundblatt von 1938 wiedergegeben sind. Ausgangspunkt des Kapitels ist die Kritik des Kriegerdenkmals des 2. Nassauischen Feldartillerieregiments Nr. 63 Frankfurt, das 1938 in der Taunusanlage eingeweiht worden ist. Der Autor griff dabei auch auf zeitgenössische Archivalia und Zeitungsberichte zurück, die hier erstmals (oder erstmals wieder) veröffentlicht werden. 


Nov. 2010 Brecht. 
Auf die Straße damit: «Die Legende vom toten Soldaten» 

Das Hamburger Bündnis "Ein Deserteursdenkmal für Hamburg" will Brechts "Legende vom toten Soldaten" inszenieren und im Mai 2011 auf die Straße bringen. Gesucht werden Mitwirkende, Kostümteile (Uniformen, Helme etc.) und Staffage. Interessenten melden sich hier unter Kontakt. Die Federzeichnung zu Brechts Gedicht stammt von Jean Kuo (1969). 




Nov. 2010 Hamburg: 18. Fuhlsbüttler Filmtage. 
Filme von Christian Geissler

Am 25. und 26. November sind im Grünen Saal Filme des Hamburger Autors Christian Geissler (1928-2008) zu sehen. Der Schriftsteller, der als Filmemacher weniger bekannt ist, gilt als kritischer Wegbegleiter der radikalen Linken in den 70er und 80er Jahren. Mehr.
Veranstalterin ist die Willi-Bredel-Gesellschaft, die zu den 15 Hamburger Geschichtswerkstätten gehört. 


Nov. 2010 Kunst. 
Marco Schaub stiftet Bild für Deserteurspojekt

"Sag mir, wo die Blumen sind", Acryl, 20 x 40 cm 
Der Thüringer Künstler Marco Schaub (Gera) hat den Verkaufserlös für sein Acrylbild "Sag mir, wo die Blumen sind", das derzeit in der Galerie "Art de Fact" in Münstertal (Schwarzwald) zu sehen ist, dem Bündnis "Ein Deserteursdenkmals für Hamburg" gestiftet. Das Bild soll für 300 Euro den Besitzer wechseln. Damit will Schaub die Schaffung einer dauerhaften Erinnerung an die Hamburger Opfer der NS-Militärjustiz unterstützen. 


  

Okt. 2010  Berlin-Reinickendorf.
Behörde und Archiv zugleich: Die «Deutsche Dienststelle»
Die "Deutsche Dienststelle" oder "WASt" (= Wehrmachtauskunftsstelle; ca. 300 Beschäftigte) in Berlin beherbergt Daten von 18 Millionen Soldaten der deutschen Streitkräfte des 2. Weltkrieges, aber auch beachtliche andere Aktenbestände und Überlieferungen. Wer etwas über den Großvater erfahren will, der einst Soldat war, der erhält hier einige Wochen nach Antragstellung gebührenpflichtige Auskunft. Die Bestände sind aber auch ein Fundus für Forscher, die denjenigen Soldaten der Wehrmacht, Luftwaffe und Marine ein Gesicht und eine Biografie geben wollen, die durch ihre Tun den Krieg verkürzen halfen: Deserteure, Kriegsverräter und Wehrkraftzersetzer. Das Foto entstand in der Abteilung für die nach Friedhöfen geordnete Gräberkartei. Allein für den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg gibt es rund 30 Karteikästen.  


Okt. 2010 Auswärtiges Amt. 
«Aus der Kloake AA»  (antifa Nov./Dez. 2010)

Was heute an Dr. Schneppens Protest skurril erscheinen mag (vgl. Berliner Zeitung, 2005), bis vor wenigen Jahren galt seine Position ganz sicher als politisch korrekt. Foto Senenko 
Unfassbar für alle, die gelernt haben wegzusehen, war, als nun Ende Oktober vier Wissenschaftler die Offenbarung verkündeten, das Auswärtige Amt sei eine "verbrecherische Organisation" gewesen. Unfassbar! 
Noch im Jahr 1968 waren rund 250 Botschafter, Gesandte und leitende Beamte des Auswärtigen Amts in Bonn tätig, die vor 1945 an der Vernichtungs- und Kriegspolitik der Nazis beteiligt waren. Es gehört zur Dialektik bundesdeutscher Politik, dass diese "Neuigkeit" erst 65 Jahre nach Kriegsende, da alle Betroffenen wohlversorgt und friedlich abgelebt sind, auch ministeriell-offiziell eingeräumt wird. Dabei gab es lange vor der Studie "Das Amt" der vier Historiker ernstzunehmende Veröffentlichungen, die zum gleichen Schluss gelangt waren. 
Keineswegs alle Zeitgenossen folgen dieser all zu späten Einsicht. So entrüstete sich der Historiker Dr. Heinz Schneppen (Jgg. 1931, Foto), selbst Botschafter a.D., bei einer Historikertagung am 25. Oktober in Berlin lautstark gegen die Generalverurteilung seines ehemaligen Arbeitgebers. Dabei ging es bei dem Treffen eher moderat zu. 
Denn es blieb "in der öffentlichen Wahrnehmung des Buches", so der Bundessprecher der VVN-BdA Ulrich Sander in der Zweimonatszeitung seines Verbandes, "das Hauptverbrechen Krieg ausgeblendet." Denn Ex-Außenminister Fischer - der Auftraggeber der Studie - sei ab 1999 selber Kriegstreiber gewesen.
Ergänzung vom 27./28.11.10 


Okt. 2010 Märkische Schweiz. 
Besuch im sanierten Sommerhaus John Heartfields

Foto Senenko
Am 4. September 2010 wurde das sanierte Sommerhaus John Heartfields in Waldsieversdorf (Märkische Schweiz) wiedereröffnet. Der Meister der Fotomontage hat hier nach seiner Rückkehr aus dem britischen Exil bis zu seinem Tode nicht nur Ruhe gesucht, sondern auch die Nähe zu Brechts Domizil im benachbarten Buckow. Sehenswert die Sonderausstellung "John Heartfield und die ‚Free German League of Culture’ – Reproduktionen von Fotomontagen und Archivalien aus dem englischen Exil" und das rekonstruierte Kaminzimmer. René Senenko war im Oktober dort und hat einige Fotoeindrücke mitgebracht. 

 

Okt. 2010 ETV-Tatenverarbeitung.
Die völkische Optik beim Eimsbüttler Turnverein
"Sind Sie blind? Das ist doch kein Hakenkreuz, das is'n Turnerkreuz. Keine Ahnung von Geschichte, was?" Solche oder ähnliche Verbalkeulen mussten Kritiker der vier "F", die auf Turnvater Jahn zurückgehen ("frisch, fromm, fröhlich, frei"), sich immer um die Ohren schlagen lassen. Deshalb schmückt der athletische Vierwinkler aus dem Jahr 1910 bis heute die Außenwand der ETV-Sporthalle im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Bis die ganze Geschichte des Eimsbüttler Turnverbands ETV so ins Gerede kam, dass der Verein widerwillig ein Gutachten in Auftrag gab und dieses am 8. Oktober vor geladenen Gästen vorstellte. Einer der Kritiker, der Musiker Peter Gutzeit, übersandte uns sein Flugblatt, das er vor Ort verteilte.
Ergänzung vom 16./17.11.2010  



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